Nach einem Jahr und 5.750km kann ich sagen, dass der GC4P alle Erwartungen (siehe letzter Absatz) voll erfüllt hat, der GC4P ist ein großes, bequemes, praktisches und auch schönes Auto.

Defekte oder Beanstandungen gab es keine, ein paar Auffälligkeiten schon:

- Der Ölverbrauch lag mit 3l auf den ersten 5.700 km für mich absolut an der Obergrenze, so etwas habe ich zuletzt vor gut 20 Jahren bei meinem 81er Alfasud erlebt (da war es sogar 1l/1.000km).

- Etwas beunruhigend ist ein seit Juni immer wieder auftretendes deutlich hörbares Dröhnen beim (automatischen) Auskuppeln (das Ausrücklager?). In den letzten Wochen war allerdings nichts mehr zu hören. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass hier nicht noch eine unangenehme Überraschung folgt.

Nun meine Erfahrungen zu einigen ausgewählten Punkten, die hier und andernorts öfter angesprochen werden:

- polternde und trampelnde Hinterachse
Ja, die Hinterachse poltert etwas, vor allem bei unbeladenem Fahrzeug. So wie sich das bei unserem Auto darstellt, empfinde ich das aber bloß als Schönheitsfehler, nicht als Mangel. Was mich schon mehr überrascht, ist das Trampeln der Hinterachse, das bei Querrillen in flott gefahrenen Kurven schon irritieren kann. Das sollte ein Auto im 21. Jahrhundert definitiv besser können, und es wundert mich, dass das von den diversen Autozeitschriften überhaupt nicht erwähnt wurde.

- knirschende Seitenspiegel: ist bei uns nicht aufgetreten

- Panoramascheibe
Raumgefühl und Licht sind schon toll, man will gar nicht mehr mit einem anderen Auto fahren. Kleines Manko: Der von den Wischern nicht erfasste Bereich verschmutzt stark, wenn man die Scheibenwaschanlage betätigt und es nicht regnet. Da hilft nur Blende vorschieben damit man es nicht sieht und bei Gelegenheit mal nachwischen…
Mit Eiskratzen haben wir als Garagenparker keine Erfahrung, sollte aber kein größeres Problem sein als bei anderen Vans.
Aufheizung bei Sonnenschein ist auch kein Problem (unser Octavia hat sich stärker aufgeheizt..) und die leistungsfähige Klimaanlage sorgt zudem rasch für angenehme Temperaturen.
Ärgerlich ist nur, dass man bei Betätigung der Scheibenwaschanlage nicht die Menge dosieren kann und jedes Mal Unmengen an Reiniger verwendet werden.

- Ergonomie:
Nach dem Umstieg vom deutschen Einheitsauto fühlt man sich zunächst ein bisschen wie ein Sternenflottenkapitän auf einem Klingonenschiff. Aber mit ein bisschen gutem Willen kann man sich bald an die ungewohnte Anordnung von Anzeigen und Schaltern gewöhnen, einiges ist meiner Meinung nach sogar günstiger angeordnet. Die Kritik gewisser deutscher Autozeitungen finde ich hier völlig überzogen, einzig die Platzierung der Klimabedieneinheit links vom Lenkrad scheint mir nicht der Weisheit letzter Schluss.

- EGS6
Vorteile: Das EGS6 ist im Stadtverkehr und mit quengelnden Kindern an Bord schon eine Erleichterung und schaltet so schlecht auch wieder nicht. Und der manuelle Modus hat den Vorteil, dass die (in Wahrheit gar nicht so starken) Schaltrucke dann kommen, wenn man sie erwartet. Außerdem sind die Schaltwippen superkomfortabel (auch wenn sie sich nicht mitdrehen, wie vereinzelt kritisiert wird, ist das allemal viel besser als irgendwo zwischen den Sitzen umrühren zu müssen).
Nachteile: Die Schaltvorgänge sind langsam und oft nicht zum optimalen Zeitpunkt.
Nachdem ich aus diesen Gründen zunächst ausschließlich den manuellen Modus verwendet habe, nutze ich nun im Stadtverkehr doch sehr gerne die Automatik.
Und noch ein Nachteil: Beim Reversieren ist viel "Zehenspitzengefühl" gefragt, das sehr praktische "Kriechen" einer Wandlerautomatik wird (im Unterschied zum DSG) leider nicht imitiert. Das würde die Kupplung vermutlich nicht durchhalten…
Fazit: Bitte schnell ein konkurrenzfähiges Doppelkupplungsgetriebe entwickeln… (Zugegeben, das kann VW tatsächlich besser…)

- THP 155 und Benzinverbrauch
Der 155 PS Benziner ist ein Traum, leise und durchzugsstark. Der Verbrauch hängt aber wie bei allen (Turbo)Benzinern sehr stark von der Fahrweise ab. Zwischen 6,5l auf Landstraßen und über 9l auf flotteren Autobahnetappen ist alles drin, von Kurzstrecken in der Stadt will ich gar nicht sprechen. Im Schnitt liegen wir jetzt bei 9,0l (tatsächlicher Verbrauch, der Boardcomputer zeigt im Schnitt 7% weniger an!), wobei der Verbrauch nach der Einfahrphase nicht merklich zurückgegangen ist. Laut Zitronenverkäufer wird das Einfahren von der Motorelektronik mittels schonenderer Motorcharakteristik übernommen, wodurch der Motor auf den ersten 3.000-5.000km weniger Leistung und mehr Durst haben sollte. Davon habe ich wie gesagt nichts gemerkt. Wir fahren so gut wie ausschließlich in der Stadt und auf der Autobahn, daher wohl der eher hohe Verbrauch.

Hier schließlich noch die Rahmenbedingungen, die zu unserer Entscheidung für den GC4P geführt haben:
Wir haben drei Kinder zwischen 0,5 und 5 Jahren und daher ein Auto gesucht, das in der 2. Reihe genug Platz bietet, einen möglichst großen Kofferraum und auch noch eine 3. Sitzreihe für Freunde oder Großeltern hat (letztere sitzen dann natürlich vorn und die Kinder hinten…). Zudem muss das Auto in unsere Tiefgarage passen, die großen Minivans (Galaxy/S-Max, neuer Sharan/Alhambra, etc.) sind aus diesem Grund leider ausgeschieden. Von den Vans bis 4,6m ist übrigens der Touran als letzter Gegenkandidat ausgeschieden, weil die Sitze 6 und 7 nur bis 35kg belastbar sind (!), der Kofferraum kleiner ist und der Sitzklappmechanismus weniger praktisch. Außerdem sehen wir die 3 gleich großen Sitze in der 2. Reihe (alle mit ISOFIX!) in Verbindung mit dem ebenen Boden (kein Mitteltunnel wie im Touran!) als großen Vorteil des GC4P.
Und er ist einfach das schönere Auto, aber das ist eben Geschmacksache.
Unter den Neuerscheinungen 2012 könnte übrigens der neue Zafira eine interessante Alternative sein.