Hallo,

ich betätige mich mal als Leichenschänder, vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja noch in Zukunft:

Das Problem der sterbenden Turbolader ist beim 1,6 TDCi bekannt und kommt recht häufig vor. Im Ölzulaf zum Gleitlager des Turboladers befindet sich ein Filtersieb, das verhindern soll, das Schmutz in das Lager des Turbos gerät. So weit keine schlechte Idee. Das Problem ist nur, dass dieser Filter nicht turnusmäßig getauscht wird und sich auch nicht reinigen lässt. Mit der Zeit setzt er sich zu und nach rund 120.000 km (mal mehr, mal weniger) krepiert der Turbo dann wegen Mangelschmierung. Dabei gibt es metallischen Kontakt zwischen der Welle des Turboladers und den Lagerschalen, wobei wegen der hohen Drezahl fast immer Späne abgehoben werden. Da sowohl Ölpumpe als auch Turbo in so einem Fall aber noch weiter drehen, werden die Späne quer durch den ganzen Motor transportiert.

Wenn man von dem Problem erwischt wird, muss nicht nur der Turbolader getauscht werden, sondern auch die ganze Peripherie aus sämtlichen Luftleitungen hinter dem Turbo (ich glaube sogar inklusive Ladeluftkühler) und dem kompletten Ölsystem. Das bedeutet neue Leitungen, neue Ölwanne (die ist am Motor nämlich sozusagen festgeklebt und lässt sich nicht zerstörungsfrei demontieren), neuer Filter und neue Ölpumpe. Des weiteren muss der Motor mehrfach mit Frischöl gespült werden, um sämtliche Späne aus dem Motor zu beseitigen. Dabei lässt man das Öl duch einen Filter laufen und kontrolliert diesen penibel mit einer Lupe, ob noch kleinste Späne vorhanden sind. Sind alle Späne weg, werden die neuen Teile eingebaut und es gibt frisches Öl. Zum Schluss muss noch ein Durchlauftest gemacht werden, bei dem geprüft wird, ob im Leerlauf min. 300 ml/min Öl am Turbolader ankommen. Wenn alles richtig gemacht wurde, sollte anschließend wieder alles in Ordnung sein.

Auf der (ziemlich hohen) Reparaturrechnung müssen dann alle genannten Teile auftachen (Turbo, sämtliche Luftleitungen, Ölwanne, Ölpumpe, Ölfilter und sämtliche Leitungen dazwischen sowie mindestens 10 l Motoröl wegen der Spülung) und das geht i.d.R. auch nicht von heute auf morgen. Zu diesem Thema gibt es auch eine lange TSI von Ford, auf der alles haarklein aufgelistet ist. Fehlt eines der Teile auf der Rechnung, hat die Werkstatt Mist gebaut und muss auf eigene Kosten nachbessern.

Mich hat die ganze @#$%&e bei 116.000 km erwischt, obwohl der Motor immer pünktlich nur das beste Öl bekommen hat und hat mich 3.600 € gekostet. Allerdings war bei mir auch der Partikelfilter fällig und eine Injektordüse undicht (jeweils 750 €, wenn ich mich recht entsinne), also sollte der reine Turboschaden irgendwo bei 2.000 €+ liegen. Wenn man deutlich weniger zahlen muss, hat die Werkstatt wahrscheinlich nur den Turbo, ganz sicher aber nicht alle nötigen Teile getauscht.

Das ganze ist sehr ärgerlich, präventiv kann man aber leider nichts tun. Am besten kauft man sich einen Focus mit 2.0 TDCi. Der Motor kommt von Ford und weist keinen solchen Konstruktionsfehler auf. Das bischen Mehrverbrauch rentiert sich spätestens bei besagten 120.000 km...