Hallo Rolf,
wenn man im Video den Zustand der Alt- und Neuteile vergleicht, dann muss man konstatieren, das der Kollege aus dem Osten sich diese Aktion eigentlich sparen hätte können. Die Durchbiegung der Kette beim waagrechten Halten ist nur minimal größer als beim Neuteil. Und die Kettenglieder lassen sich bei der neuen Kette auf den neuen Kettenrädern fast genauso weit abheben bzw. "drehen". Die Spannschienen bzw. Gleitschienen sind ebenfalls kaum eingelaufen, sondern eher fast neuwertig. So wie das für mich aussieht, hätte diese Steuerkette mindestens noch einmal so lange gehalten, wie sie bereits gelaufen ist. Vermutlich sogar nochmal doppelt so lange. Der Tacho zeigt anscheinend ca. 204.000 km - man sieht es natürlich nicht wirklich gut. Und überspringen kann bei einem entsprechenden Ruck-Ereignis evtl. sogar eine neue Kette.
Evtl. ist hier ja jemand dabei, der übersetzen kann, was der Mechaniker erzählt und was die Beweggründe / Hintergründe für den Austausch waren. Geräusche dürfte die Steuerkette eigentlich in dem Zustand noch nicht gemacht haben. Der Spanner scheint ja auch noch in Ordnung zu sein. Und er hat wohl auch keinen neuen eingebaut.
Bei Ketten die im Ölbad laufen, steigt im Gegensatz zu offenen, im Schmutz laufenden Ketten ( Fahrrad, Motorrad) der Verschleiß zum Ende der Lebensdauer hin m.W. längst nicht so dramatisch an. Öl regelmäßig zu wechseln, kann durchaus auch in diesem Zusammenhang hilfreich sein. Klingt zwar jetzt seltsam, aber bei den Gleitlagern (Hauptlager, Pleuellager) ist die Schmierwirkung vermutlich sogar weniger kritisch, als bei Dingern die lediglich mit "Spritzöl" versorgt werden, wie eben der Steuerkette. Dass es mit Kettenantrieben "gen Ende hin" meist sehr rapide dahin geht, liegt imho zum einen daran, dass bei "ausgeleierten" Verbindungen der Kettenglieder die Last nicht mehr gleichmäßig auf mehrere Glieder verteilt wird, sondern nur noch das jeweils "erste" der gespannten Kettenseite auf dem Ritzel "zieht". Bei den offenen Ketten kommt dann natürlich noch dazu, dass dort, wo die Verbindungen nicht mehr spielfrei (sondern oval) sind, Schmutz eindringen kann, der als Schmirgel den weiteren Verschleiß dramatisch erhöht.
Duplexkette wäre cool, ist Millionen Meilen bewährt, baut aber etwas breiter und kostet natürlich ein paar Euro mehr. Durch gehäufte Steuerkettenabrisse ab einer gewissen Laufleistung fallen diese Renault-Motoren m.W. aber nicht auf. Da sind andere Hersteller eher betroffen, die dann auch gerne den Fehler beim Zulieferer suchen und finden, obwohl vielleicht auch der Konstrukteur dem Umstand, dass dieses Kettchen nicht nur den Ventiltrieb, sondern z.B. auch noch die Pumpe-Düse-Elemente antreiben muss, nicht ausreichend Rechnung getragen hat. Oder der Spannmechanismus nicht in allen Situationen perfekt funktioniert, wie z.B. Öldruckspanner beim Starten ...
Ich denke, wenn man sich ab und zu ums Öl kümmert, den Motor weder in all zu niedrigen Drehzahlen "hacken", noch durch abrupte Abwürger das "Kettchen" peitschen lässt, kann auch so ein filigraneres Ding sehr sehr lange halten. Pech kann man natürlich immer haben. z.B. wenn durch so eine abrupte Aktion die Kette mal so stark gestrafft wird, dass der Spanner mit seinem Zahnmechanismus grob nachfassen kann. Dann läuft die Kette - je nachdem wie "nachgiebig" das konstruiert ist, u.U. so lange zu stramm, bis sie sich zwangsweise wieder ausgedehnt hat. Das kann dann neben der Kette selbst natürlich auch die Kunststoffschienen in Mitleidenschaft ziehen.
Ich denke, ich halte es da wie Du. Nix reparieren, von dem man nicht 100% überzeugt ist, dass es kaputt ist. Insbesondere nachdem ich dieses Video gesehen habe, denke ich, das kann warten bis ....
VG
Alex
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.04.19 20:42.