Bei mir hatte sich dieses Jahr so ziemlich alles verschworen gegen die Winterreifen. Zum Teil liegt es wohl daran, dass das Standardformat 185/60R15, das mein C3 braucht, noch nicht so gängig ist, aber hinzu kommen noch ganz andere Gründe.
Ich könnte glatt ein Buch darüber schreiben, was ich so alles erlebt habe von der ersten Winterreifenbestellung am 16.9.03 bis zur endgültigen Montage gestern, am 14.11.
Ich will es mal kurz stichwortartig zusammenfassen:

1.) 16.9. - Bestellung 4 Goodyear UG3 bei reifen.com

2.) 24.9. - Lieferung von 4 alten Goodyear Reifen, Jahrgang 2001 und 2000 (DOT 3201, 4100, und 2 mal 4800), Auf meine telefonische Reklamation entschuldigte man sich für diese Panne,und ließ die Reifen abholen und teilte mir mit, dass der laufende Goodyear Jahrgang nicht lieferbar wäre.

3.) 25.9. - Nachdem reifen.com mir bestätigte, dass die Michelin Alpin A2 sofort lieferbar seinen und mir versicherten, dass diese aus diesjähriger Produktion seinen, entschied ich mich dann für Michelin.

4.) 17.10. - Die angeblich sofort lieferbaren Michelin-Reifen trafen über 3 Wochen später, nachdem ich mehrmals bei reifen.com nachgefragen musste, bei mir ein. Übrigens leitete man eine Nachforschung über den Verbleib der Sendung erst ein, nachdem ich mit endgültigem Rücktritt gedroht hatte. Es stellte sich heraus, dass der DPD meine Reifen einige Tage zuvor versehentlich einem örtlichen Reifenhändler ausgeliefert hate, der sie - auch versehentlich? - annahm. Ein Unglück kommt eben selten allein. Das erklärt allerdings noch nicht die gesamte Lieferzeit von über 3 Wochen.
Der Bursche vom DPD sprang sofort die Treppe hoch zur Wohnungstür, um erst mal meine Unterschrift zu erhaschen, bevor er mir überhaupt die Ware zeigte. Mißtrauisch durch den bisherigen Verlauf machte ich ihm klar, dass ich vor dem Unterschreiben erst einen Blick auf die Ware werfen wollte, was ihm überhaupt nicht gefiel. Mir dagegen gefiel noch weniger, dass die Reifen - entgegen der Abmachung schon wieder zu alt waren (DOT 2102, 2402, 2402, 4202), wenn auch nicht ganz so alt wie die letzten. Ein noch saureres Gesicht machte allerdings der DPD-Bursche, als ich die Reifen deswegen zurückgehen ließ. Er wollte unbedingt, dass ich die Reifen erst mal dabehalte und die Rücklieferung dann selbst wieder in die Wege leite (als hätte ich nichts besseres zu tun). Seine Laune besserte sich auch nicht, als ich ihm ein Autogramm mit dem Zusatz - Annahme verweigert ... - gab.
(Ich frage mich manchmal wirklich, ob es denn so schwer ist, unter ca. 5 Mio Arbeitslosen gutes Personal zu finden)

5.) Obwohl ich noch am 17.10. endgültig vom Geschäft zurücktrat, dauerte es noch bis zum 4.11.03, also über 2 Wochen, bis ich die 244 Euro, die ich per Vorauskasse am 16.9.03 überwiesen hatte, wieder auf meinem Konto hatte.

6.) In der Zwischenzeit nicht untätig klapperte ich auch diverse andere Internet-Reifenhändler ab. Das Ergebnis war ernüchternd: Keiner konnte/wollte dafür garantieren, mir meine gewünschten Reifen aus diesjähriger Produktion zu liefern. D.h. einen gab es zwar, aber der schaffte es noch nicht einmal, mir innerhalb von 6 Tagen überhaupt den Eingang meiner Bestellung zu bestätigen. Angesichts des drohenden Winters zog ich die Bestellung zurück.

7.) Nun fragte ich auch bei den freundlichen Citroen-Händlern, und erfuhr von einem aktuellen Sonderangebot "Michelin Alpin A2 auf Stahlfelgen komplett". Interessanterweise kostet dieser Komplettsatz in München 460 Euro, bei den Händlern im Münchner Umland aber 480 Euro. Seltsam! Es gab außerdem nur einen einzigen Händler, der dieses Angebot überhaupt vorrätig hatte, die anderen wußten nicht, wann es jemals geliefert würde. Auch in München waren die Räder längst überfällig. Ich hätte sogar mittlerweile die 480 Euro bezahlt bei meinem Händler, aber nachdem ich erfuhr, dass auch seine Reifen nur ältere DOT Nummern aus dem Jahr 2002 trugen, verschwand meine Kauflust.

8.) Es folgte das Durcharbeiten der gelben Seiten und der Anzeigenblätter. Die meisten Händler waren aber irgendwie seltsam drauf. Mal abgesehen davon, dass die meisten die Reifen nicht auf Lager hatten, die vorrätigen Reifen bestenfalls aus der Vorjahresproduktion, und der Liefertermin auf verbindliche Bestellungeen ungewiss war. Zudem wurden Mondpreise genant und ganz frech behauptet, dass das das billig sei. Als ich dann zu erkennen gab, dass derartige Preise im Vergleich viel zu teuer seien, versuchte man es stets mit der weinerlichen Tour. Preisvergleiche seien unfair, von "Händler gegeneinander ausspielen" und der "Pflicht, andere auch leben lassen" war die Rede.
(Das Recht auf Leben gilt natürlich nicht für den Kunden, denn er ist der Goldesel, den es zu schlachten gilt)

9.) Da die Premiummarken Goodyear und Michelin leider nirgendwo aus diesjähriger Produktion zu bekommen waren, nahm ich irgendwann auch mit dem Semperti Sport Grip vorlieb, zumal ich auch in Mittbach/Isen einen Händler fand, der mir diese Reifen aus diesjähriger Produktion zu einen fairen Preis anbot.
Preis pro Reifen (185/60R15) incl. Montage: 55;- Euro
Als er mir noch Stahlfelgen für 31,- pro Stück anbot, vereinbarten wir gleich eine Besttellung der Kompletträder für 344 Euro. Leider stellte sich jedoch heraus, dass die Stahlräder nicht lieferbar waren, und nachdem weitere 2 Wochen verstrichen waren, bot er mir für günstige 10 Euro Mehrpreis an, die Winterreifen auf die bereits vorhandenen Stahlräder zumontieren, und später irgendwann die Sommerreifen auf die neuen Stahlfelgen. So weit so gut.
Als ich gestern, am 14.11.03, die Winterreifen montieren ließ, mußte ich feststellen, dass zwei der vier Reifen Mitte letzen Jahres produziert wurden, obwohl der Händler mir am Telefon mehrmals bestätigte, dass es sich um den diesjährigen Jahrgang handle. Ob Schlamperei oder Unehrlichkeit der Grund dafür waren, konnte ich aus seinem Gestammel nicht herausbringen. Klar ist es nicht so schlimm, aber Abmachung ist Abmachung. Hinzu kam, daß dieser Reifenhändler seine Reifen falsch lagerte. Anstatt umontierte Reifen aufrecht zu stellen, stapelte er sie liegend übereinander. Seine Argumentation war ebenso dumm wie aufdringlich, was der ADAC und die Autozeitungen schrieben, sie alles Quatsch und falsch. Da könne man sehen, wohin der übermächtige Einfluss des ADAC führte. Er steigerte sich in seinen Monolog derart hinein, daß ich gar keine Gelegenheit zum Widerspruch hatte. Ich rechnete jeden Augenblick damit, daß er mir noch erklären wollte, die Erde sei eine Scheibe. Schließlich befand ich mich in tiefster, katholischster, und bayerischster Provinz. ;-)
Aber es kam ganz anders: Er schwärmte mir plötzlich von Herbalife und deren Produkten vor (herbalife verhält sich zur Ernährung salopp gesagt etwa so, wie eine Tuningbox zum Tuning. Der Vertrieb ist das typische ausgelutschten MLM, mehr dazu unter [www.ndr.de] ), ich ließ ihn aber wissen, dass ich weder von den Produkten noch von dieser vermeintlichen Verdiensmöglichkeit viel halte.
Richtig ungemütlich wurde er dann am Schluss, als er zusätzlich zu den 220 Euro für die vier Reifen 124 Euro haben wollte, also die Vorauszahlung für die Stahlfelgen, die noch gar nicht geliefert waren, und von denen er nicht einmal wußte, ob und wann sie jemals geliefert würden. Auf meinen Vorschlag, dass ich direkt nach Erhalt der Ware bezahle, ging er gar nicht ein, sondern wurde recht schnell sehr laut und sehr aggressiv, und bezeichnete mich gleich als begriffsstutzig. Im Nachhinein denke ich, ich hätte ihn ruhig härter anfassen sollen und ihn auch ein bisschen beleidigen, denn dieser Kerl war und ist ein hoffnungsloser Fall. Ich wies ihn darauf hin, dass Vorkasse nicht vereinbart gewesen sei, aber er meinte nur, das sei keine Vorkasse. Er beschimpfte mich noch lauthals weiter, ich würde ihn ausbeuten und lauter so dummes Zeugs. Und all diese Entgleisungen nur, weil er merkte, dass ich mich nicht Hals über Kopf auf ein Vorkassengeschäft einließ. Als auch das nichts half, drohte er, den Lieferauftrag zu stornieren, wenn ich nicht im Voraus zahlen würde. Ich stimmt dem Storno zu und war irgendwie erleichtert, als ich diesen noch immer herumtobenden Choleriker verließ. Der Markt wird ihn irgendwann (hin-)richten, wie er es verdient.
(Wer dermaßen auf Vorkasse angewiesen ist, dem steht das Wasser eh bis zum Hals, und es besteht erhebliche Gefahr, dass die Vorauszahlung im Insolvenzfall verloren ist).

Und die Moral von der Geschicht: Kaufe in Deutschland lieber nicht!!! ;-)

Die Reifen- und Räderindustrie ist nicht in der Lage, rechtzeitig zu Winterbeginn zu liefern, man muß sich daher mit zweitklassiger Ware aus Vorjahresbeständen vergnügen, mündliche Vereinbarungen sind dazu da, um gebrochen zu werden, der Reifenhändler braucht über eine Stunden zum Reifenwechsel und kennt sich mit MLM-Produkten von Herbalife besser aus, als mit seinen Reifen und der fachgerechten Lagerung, und wenn man trotzdem alle Augen zudrück und den ganzen Mist erduldet, wird man auch noch angepöbelt.
Ich glaube, ich werde noch viel öfter nach Österreich zum einkaufen fahren, den dort stimmen meist nicht nur die Preise, sondern vor allem auch die Ehrlichkeit und Freundlichkeit, mit der man den Kunden begegnet.

Gruß
Berni