17.01.11
Hallo in die Runde,
da beide Autos immer in einem Atemzug genannt werden, habe auch ich auf eine vergleichende Probefahrt nicht verzichtet.
Einige Sachen (z.B. Heizung, Sitze und Geräuschpegel, etc...) beim Duster haben mir gar nicht gefallen und da wir unsere Autos immer sehr lange (Minimum 200.000 Km) zu fahren pflegen, wollte ich uns durch Sparen an der verkehrten Stelle kein mehrjähriges Ärgernis einhandeln.

Nun also den Skoda Yeti mit Diesel und Allrad.
Ich habe bewußt die 140 PS-Variante gewählt, weil ich mir eine solche Leistung wegen des geplanten Hängerbetriebes auch beim Duster genehmigen würde, wenn es sie denn gäbe.
Der Yeti ist aber ebenfalls mit 110PS oder sogar 170PS erhältlich.

Direkt nach der Probefahrt mit dem 4x4 Diesel Duster am Samstag hatten meine Frau und ich noch Gelegenheit, in einem Yeti probezusitzen.
Da hatten wir eigentlich schon gleich ein flaues Gefühl für den Duster.
Der Yeti ist in allen Punkten besser verarbeitet.
Egal, wo man hingreift oder klopft, der Skoda ist einfach mindestens eine Liga über dem Dacia angesiedelt.
Die Sitze sind gegenüber den wirklich schlechten Hängematten im Duster hart und gut profiliert.
Da sitzt man auch noch nach 10 Stunden gerade drin.
Mindestens so gut wie in den Recaros meines Volvos.
Das Lenkrad liegt sauber in der Hand und zerkratzt einem nicht die Finger mit rauhen Nähten.
Alle Verkleidung sind sauber eingepasst und tragen zur akustischen Dämpfung bei.
Bei geschlossener Tür kommt fast Wohnzimmeratmosphäre auf.

Wir waren uns schnell einig, daß der Duster wohl in der Garage bleiben würde, wenn ein Skoda danebenstände und einer von uns mal kurz weg müßte.


Heute also die Fahrt mit dem Yeti.
Das Starten nach dem Einstieg bestätigte meine Erwartung, die ich in Anbetracht der aufwändigen Polsterung und Dämmung des Skodas geschöpft hatte: Der Yeti ist deutlich leiser.

Durch das höhen- und längenverstellbare Lenkrad kommt man mit den Händen schnell in eine gute Position, aus der heraus auch Gangschaltung und Klimaautomatik erreicht werden können, ohne den Oberkörper zu verrenken.
Nur mit der Sitzverstellung wurde ich nicht warm. Während der ganzen Fahrt versuchte ich, die Position erfolglos auf eine mir genehme Stellung zu verändern. Vorweg: es ist mir nicht gelungen.
Ich mußte den Sitz recht weit vorschieben, damit ich beim Treten der Pedale nicht auch noch die Sitzvorderkante kneten mußte. Dadurch saß ich mit unnötig angewinkelten Beinen drin.
Strecken zwischendurch ging auch nicht. Die Fußstütze links war so weit zum Fahrer versetzt, daß das unmöglich war und zwischen Stütze und Kupplungspedal passte der Fuß dann auch nicht mehr vorbei. Unangenehm auf langen Strecken und ungewohnt für einen Volvofahrer mit entsprechend Platz da unten.

Nun also los.
Die 6-Gang-Schaltung ist noch einen Tick besser als beim Duster; der erste Gang auch länger.
Doch was ist das............abgewürgt? Naja, fremdes Auto. Allerdings bleibt es nicht bei diesem einen Mal.
Man braucht, im Gegensatz zum Duster mehr Drehzahl, sonst tut es einen lauten Schlag und der Motor steht still und man selbst mitten auf der Kreuzung. Der Duster war da unauffällig.

Natürlich kann ich bei 140 PS mehr Leistung erwarten. Die ist auch da.
Leichtfüßig beschleunigt der Wagen bis auf 100Km/h und brummt nur. Der gewählte Gang ist dabei fast egal.
Auf der Autobahn sind nach wenigen Sekunden 180 Km/h auf der Uhr. Mehr geht wegen des Verkehrs nicht und mehr interessiert mich auch nicht, obwohl das Pedal noch nicht unten ist.
Bei 180 Km/h liegt der Wagen unvergleichbar ruhiger als der Duster, welcher schon ab 160 eigene Pläne für die Fahrtrichtung zu entwerfen beginnt, wenn man nicht mit zügiger Hand nachregelt.
180 Dauertempo von Flensburg bis Rosenheim sind, freie Bahn vorausgesetzt, im Yeti kein Grund für feuchte Achselhöhlen. Man merkt da, daß fürs gleiche Chassis noch ein 170PS-Motor lieferbar ist.
Auch Spurwechsel, Doppelkurven oder Kreisverkehre meistert er ohne Schaukelei so deutlich besser, das man den Duster verloren glaubt.
Der Yeti wirkt wie eine Ableitung einer Limousine, der Duster hat da eher den Defender als Paten.
Allerdings, allen objektiven Meßwerten zum Trotz hört sich der Yeti bei 130 nicht so viel leiser an, wie es bei den Werten zu erwarten gewesen wäre.
Wer schwatzen will, muß auch im Skoda die Stimme deutlich erheben.

Dann wieder Landstraße.
Auch die Bremsen sind fühlbar besser, wobei ich dem Duster aber durchaus ausreichende Bremswirkung zubillige.
Als ich im sechsten Gang einen LKW überholen will, der vor mir mit 70 Km/h hertrödelt, gibts ein "Aha"-Erlebnis:
Nach dem Treten des Gaspedals tut sich........ nichts! Einundzwanzig........zweiundzwanzig........dreiundzwanzig....der Diesel fängt leicht an zu ziehen und steigert sich immer mehr. Dann gehts auch wieder richtig ab.
Im unteren Drehzahlbereich scheint der Ladedruck sehr schnell bei Teillast zusammenzubrechen und benötigt wirklich knapp drei Sekunden, bis der Motor Mehrleistung zeigt.
Im fünften Gang ist das nicht ganz so stark ausgeprägt, aber noch immer viel zu lange.
Wenn ich aber bei 70 zwei Gänge herunterschalten muß, um zügig an jemandem vorbeizukommen, fuhr ich dabei in der Vergangenheit keinen Diesel, sondern eine Kreidler.
Noch unangenehmer ist die Erscheinung, wenn man im zwoten oder dritten Gang scharf abbiegt und wieder beschleunigen will. Während einem der nachfolgende Verkehr fast auffährt, tut sich vorne unter der Haube einen tiefen langen Atemzug nichts, um dann hektisch und ruckartig vorzupreschen. Auf feuchter Straße bis in den Regelbereich des ESP.
So was nervt nicht nur den Fahrer, sondern sicher auch den Vierbeiner, wenn er denn später im Hänger mit unterwegs sein sollte.

Möglicherweise macht die 110PS-Variante des Skoda einen harmonischeren Eindruck, aber vom Ansprechverhalten hat mich der Duster wirklich mehr überzeugt. Man tritt rechts aufs Pedal und die Leistung stellt sich ein. Nicht viel und nicht spektakulär, aber berechenbar und nervenschonend.

Eine kleine Marotte von mir, nämlich bei langen Fahrten den linken Ellenbogen auf die Türkante zu legen, geht beim Skoda auch nicht.
Zu hoch.
Will man den Ellenbogen dagegen auf die Ablage darunter legen, kommt man mit der Hand aber nicht mehr ans Lenkrad.

Die Heizung der Klimaautomatik ist brachial; auf Stellung Anschlag pustet es gewaltig und heiß aus allen Düsen.
Unten könnte zwar auch quantitativ mehr kommen, aber es reicht, um bei voller Lüfterdrehzahl nach 5 Minuten den Versuch wegen Hitze abzubrechen.
Dabei ist das unter Vollast laufende Gebläse leiser als das des Dusters auf Stufe 2.
So hat eine Heizung zu arbeiten!


Mein Fazit aus dem Vergleich:

Ich weiß aufgrund meiner handwerklichen und naturwissenschaftlichen Ausbildung, was ein Meter, ein Kilo und ein PS ist.
Aber nach über dreißig Jahren Autofahrerei weiß ich ebenfalls, daß ein Fahrzeug nicht nur die Summe der technischen Eigenschaften ist, sondern wesentlich von deren Ineinandergreifen bestimmt wird.

Der Yeti ist dem Duster in fast allen objektiven Punkten überlegen.
Er ist besser verarbeitet, bietet höheren Komfort und das deutlich sicherere Fahrwerk.
Er ist, das muß man zugeben, das eindeutig bessere Auto für den von mir gewünschten Zweck.

Aber er ist auch wesentlich teurer.
Die Frage, abseits allen Geschmackes, nur unter Berücksichtigung der Eignung, ist, ob man den Mehrpreis für den Mehrwert auch auch zu zahlen bereit ist.



Für den Duster spricht, daß er (für mich) von der reinen Sitzposition und der Kraftentfaltung angenehmer zu fahren ist als der Yeti.
Ständen beide in der Garage, würde ich jetzt wohl doch überwiegend den Duster benutzen.
Lediglich auf sehr langen Autobahnetappen oder Strecken, bei denen ich nicht auf die 30PS Mehrleistung verzichten wollte, würde ich den Yeti nehmen.
Da ist er leiser, kraftvoller und spurstabiler.
In der Stadt oder auf der Landstraße kann er diese Vorteile nicht recht ausspielen und nervt dazu bei den dort häufigen Lastwechseln mit seiner Motorcharakteristik.
Dazu birgt der Skoda mit seiner reichhaltigen elektronischen Ausstattung ganz sich einige unerfreuliche Überaschungen in höherem Alter, wenn Kontakte korrodiert und Mikroschalter verschlissen sind und Streusalz den winzigen, aber deswegen nicht weniger wichtigen mannigfaltigen Steuerströmchen Alternativen zur bisherigen Leitungsführung anbietet.
Das kenne ich zur Genüge vom Volvo.
Das sollte der Duster später einfach besser können, weil er nur wenig dieses Firlefanzes besitzt.


Mir selbst ist das jedenfalls den Mehrpreis bei weitem nicht wert.
Wir werden uns also den Duster kaufen, und nochmal etwa 1.000,- bis 1.500,-EUR für einen Tempomat und beim Polsterer nachträglich aufgepeppte Sitze mit Heizung und Lordosenstütze investieren.

Optisch, aber auch das ist Geschmackssache, gefällt mir der Duster mit seinen rundlichen Formen ohnehin besser als der an einen gepimpten Minivan erinnernden Yeti.


Grüße vom Günther



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.01.11 22:26.
ThemaAutorDatum/Zeit

Skoda Yeti Versus Dacia Duster (8394 Klicks)

Günther G.17.01.11

Re: Skoda Yeti Versus Dacia Duster (2291 Klicks)

Oliver Riesen-Mallmann18.01.11

Re: Skoda Yeti Versus Dacia Duster (5087 Klicks)

Günther G.18.01.11

Re: Skoda Yeti Versus Dacia Duster (2729 Klicks)

Günther G..31.01.19