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Risse an Japans Qualitäts-Image
Qualitätsprobleme belasten selbst bei Japans Spitzenkonzernen den Nimbus der Perfektion
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Zur Vorstandssitzung erschien Katsuaki Watanabe äusserst schlecht gelaunt. Seine acht Stellvertreter raunzte der Toyota-Lenker an, sie sollten gründlich nach potenziellen Störzonen suchen. «Die ans Licht gekommenen Qualitätsprobleme sind vielleicht bloss die Spitze des Eisberges.» Bisher berühmt als Weltmeister perfekter Fertigung und höchster Zuverlässigkeit, musste Toyota allein im ersten Halbjahr 2006 über eine Million Autos in die Werkstätten zurückrufen. Und die Tokioter Staatsanwaltschaft wirft dem japanischen Renommierkonzern vor, 82 wichtige Defektmeldungen an einem Automodell über acht Jahre verschwiegen oder wenigstens ignoriert zu haben.
Den Mythos scheinbar unüberwindlicher Überlegenheit ruinieren auch Meldungen der japanischen Presse über menschenunwürdigen Stress in der Produktion, dem allein im vergangenen Jahr über 20 Unfälle mit Todesfolge zuzuschreiben seien.
Konzernchef Watanabe machte erst spät den landesüblichen Kotau. Die direkte Verantwortung delegierte der Toyota-Lenker ohne Umschweife an seinen jüngsten Stellvertreter Akio Toyoda, der im Vorstand für Einkauf und Qualität zuständig ist. Mit dem Eingeständnis: «Es ist peinlich für uns als Hersteller, und ich fühle mich beschämt, den Kunden solche Sorgen zu bereiten», kündigte der Enkel des Firmengründers eine Imagekampagne an.
Wachstumsschmerzen
Das wird nicht reichen. Toyota plagen offenbar Wachstumsschmerzen. «Es besteht die Gefahr, dass wir durch überhöhtes Tempo ins Schleudern geraten», räumte der Europa-Verantwortliche Yashimasa Ishii ein. Seit 2002 hat Toyota jedes Jahr zusätzliche Produktionskapazitäten für etwa 500 000 Fahrzeuge geschaffen, integriert ständig neue Zulieferer auch aus neu erschlossenen Standorten, die sich offenbar nicht schnell genug an das gewohnte Qualitätssystem gewöhnen lassen. Um die hochproduktiven Anlagen auf dem Heimatmarkt auszulasten, werden immer mehr Teilzeitkräfte eingesetzt. Da schleichen sich fast zwangsläufig Fehler ein.
Aber Watanabe drückt unvermindert aufs Tempo. Er will Toyota nicht nur als ertragsstärksten Autokonzern der Welt präsentieren, sondern spätestens bis 2008 auch bei den Stückzahlen General Motors überholen. Der Toyota-Chef sieht das schwindende Kundenvertrauen dabei als grösstes Hindernis an. «Verbessern wir die Qualität nicht, können wir nicht auf Wachstum hoffen.» Da tröstet nur wenig, dass auch Konkurrent Nissan in diesem Jahr bereits mehr als 1,6 Millionen Wagen zurückgerufen hat, doppelt so viel wie im Vorjahr.
Auch die Elektroniksparte
Auch die Elektroniksparte ist vom «Murks Made in Japan» betroffen. Canon musste im Herbst kostenlos 1,9 Millionen Kopiergeräte reparieren, Hitachi seit Jahresbeginn 230 000 Wäschetrockner. Beide Geräte waren bei normaler Benutzung in Brand geraten. Am härtesten wurde zuletzt der Prestigekonzern Sony gebeutelt. Fast zehn Millionen Lithium-Batterien, die in den Laptops beinahe aller führenden Marken