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Erfahrungsbericht eines Avensisfahrers (4849 Klicks)

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HB (Gast)  
12.01.06


Nachdem uns klar wurde, dass der Golf Variant nicht gerade das ideale Familienauto ist (s. Problem mit der Rücksitzbank in meinem Bericht über unseren Golf Variant) schauten wir uns im Juni 2003 nach einer Alternative um.

Das Angebot an Kombis war reichlich, aber einige Randbedingungen mussten erfüllt werden:
- moderner, möglichst schadstoffarmer Dieselmotor (Euro 4 mit 617Euro Steuerbefreiung)
- Händler nicht allzuweit entfernt
- grosser, gut nutzbarer Kofferraum

Gerade mit der Euro 4 Einstufung reduzierte sich die Auswahl aber wieder erheblich. Übrig blieb ein Toyota Avensis, der auf Anhieb einen sehr guten Eindruck hinterliess. Was kann man mit einem Toyota schon falsch machen?


Daten in Kürze:
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Toyota Avensis Kombi D4-D, Austattung Sol (Klimaautomatik, Regensensor, automatisch abblendender Innenspiegel, Radio (mit Cassette und CD), Lederlenkrad mit Radiofernbedienung, Bordcomputer etc.).

Auch die Basismodelle sind schon brauchbar ausgestattet, in Deutschland scheinen aber vor allem die teuerste Variante Executive und der von mir gekaufte Sol gefragt zu sein (Executive zusätzlich Alufelgen, Sitzheizung, Holzdekor, elektrisch verstellbare Sitze, Tempomat, kleinere Goodies)

2.0L Common Rail Diesel mit 85 kW / 116PS, variable Ladergeometrie, Höchstgeschwindigkeit 195km/h, Verbrauch nach Norm 6,0 l


Weitere Informationen im Internet unter www.toyota.de

Preis, Unterhalt:
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Der Listenpreis mit Metallic- oder Perleffektlackierung und Überführung betrug im Sommer 2003 ca. 25.500 Euro. Bis Juli 2003 waren Rabatte vom 8-15% (Bahrzahlung, ohne Inzahlungnahme) möglich. Da der Wagen sehr gefragt war, stiegen im Sommer/Herbst die Lieferzeiten erheblich an und die Rabatte sanken. Angeblich wurden auch die Händlermargen gekürzt. Der Reimport aus den Niederlanden wurde von Toyota zumindest zeitweise augenscheinlich stark behindert. So gab es vor allem Re-Importe aus Dänemark, wo allerdings zum Frühjahr 2004 die Preise um satte 6% angehoben wurden.

Die Versicherungseinstufung ist für einen Diesel noch erträglich (ab 2004 19/19 HV/VK), über Euro 4 erhielt man 617 Euro Steuerbefreiung (die Befreiungsregel läuft generell Ende 2005 aus).

Negativ fällt auf, dass der Wagen alle 15.000 km zum Ölwechsel mit Zwischencheck muss (Kosten bei unserem Händler: ca. 180€) und alle 30.000 km zur Inspektion. Zwar braucht er kein teures Longlife-Öl wie der VW-Diesel (wobei es das auch schon für 7,50 bei Ebay gibt) aber die Wartungen sind trotzdem recht teuer - im Endeffekt nach mehreren Jahren teurer als z.B. beim Passat - und man muss wesentlich häufiger zur Inspektion fahren.


Leider hat auch der Avensis Diesel einen Zahnriemen, der alle 105.000 km gewechselt werden muss. Der Händler hatte mir eine wartungsfreie Steuerkette genannt. Darüber habe ich mich dann doch etwas geärgert, denn ein Zahnriemenwechsel beim Diesel ist sehr teuer.

Im Stadtverkehr liegt der Verbrauch bei ca. 6.5 Litern Diesel. Für einen 1,5-Tonner nicht zuviel. Auf der Landstrasse dürften es deutlich unter 6 Liter und auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten um 130km/h ca. 6 Liter sein. Fährt man schneller, so steigt der Verbrauch bei 150km/h auf über 7 Liter.

Es gibt 3 Jahre volle Garantie inkl. Mobilitätsgarantie im Fall von Panne/Unfall oder Erkrankung und die Toyota-Werkstätten gelten eigentlich als sehr kulant und bemüht, wenn mal etwas nicht so ist, wie es sein soll. Meine eigenen Erfahrungen sehen da mittlerweile allerdings anders aus. Da die Werkstätten nicht überall so zahlreich vertreten sind, ist ein Wechsel bei Unzufriedenheit nicht immer möglich ohne lange Fahrten in Kauf zu nehmen. Die Durchrostungsgarantie bietet die mittlerweile üblichen 12 Jahre. Über den Grad der Verzinkung des Avensis schweigt sich Toyota aus.

Eine ausführliche Probefahrt, auch über einen ganzen Tag war übrigens kein Problem!

Übergabe, erster Eindruck
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Keine separate Übergabehalle, kein grosses Prozedere, kein Blumenstrauss für die Dame - einfach nur eine freundliche und einigermassen zügige Übergabe. Bei VW hatte ich bei der peinlich-feierlichen Übergabe immer das blöde Gefühl, den ganzen überflüssigen Tamtam soeben teuer mitbezahlt zu haben.


Der Wagen war nicht perfekt aufgearbeitet. Einige Reste von Klebestreifen und ein paar fettige Fingerabdrücke waren im Inneren zu finden. Einige Tage später entdeckte ich noch eine kleine Beule in der Dachreling und Politurspuren darunter an der Fahrzeugseite. Da man das kaum sehen kann, habe ich es zwar beim Händler angezeigt, es aber nicht weiter verfolgt.

Aussen
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Der Avensis ist 4,70 m lang, damit aber nicht viel grösser als ein VW Passat (bis Baujahr 05) aber doch immerhin 10 cm kürzer (und auch 5 cm schmaler) als ein Ford Mondeo, was bei mancher Parklücke von Nutzen sein wird.

Das Design ist eher langweilig, obwohl das Modell brandneu ist. Es gibt reichlich Chrom und die serienmässige Dachreling ist grundsätzlich silbern, was bei dunkler Lackierung edel aussieht. Vielleicht ist er im Vergleich zum Mazda 6 ein konservatives Auto, aber das Design wird andererseits ähnlich zeitlos sein wie beim Passat.

Der Wagen hat keinerlei seitlichen Stossleisten und die Gummistossleisten in den Stossfängern sind lackiert - nicht gerade parkplatzfreundlich. Nach den ersten 18 Monaten gab es aber noch keine Macken in den Türen. Der Lack ist allerdings sehr weich und empfindlich gegen Kratzer. Die Projektionsscheinwerfer stecken hinter Klarglas und die Rückleuchten sind etwas verspielt.

Innenraum/Verarbeitung
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Bei den meisten der von uns getesteten Fahrzeugen fielen uns die wenig hochwertig wirkenden Materialien im Innenraum auf. Der Toyota Avensis erreicht dagegen beinahe VW-Niveau, was uns sofort begeisterte. Das Design ist anders als bei VW, aber das ist einfach eine Sache der Gewöhnung.

Während viele VWs (leider auch einer der unseren) schon ab Werk zum klappern neigen, ist der Avensis in dieser Beziehung fast perfekt. Lediglich die Gepäckraumabdeckung schlägt etwas (weiteres dazu siehe weiter unten). Ein knarrendes Kupplungspedal wurde innerhalb von Minuten beim Händler "stillgelegt".

Das Platzangebot ist vorne ausreichend und hinten gut, allerdings nicht riesig. Der Fahrersitz sollte noch etwas weiter nach unten und hinten einstellbar sein. Als grosser Mensch sitzt man ungewohnt hoch, was einem nach ein paar Kilometern allerdings nicht mehr auffällt. Die Sitze sind zufriedenstellend. Der Seitenhalt ist etwas schwach, vor allem, weil der Sitz optisch stark ausgeformt ist und mehr verspricht. Die Stoffe wirken robust, sind aber rauh, so dass man an einigen Stellen weisse Streifen hinterlässt, wenn man mit dem Handrücken darüberstreicht.

Das Lenkrad ist in Höhe und Reichweite verstellbar. Der Verriegelungshebel dafür ist nur schlecht zu finden. Es besteht zwar aus Leder, dieses ist aber künstlich genarbt und stark eingefärbt, so dass es nicht sofort als Leder zu erfühlen ist.

Fast alle Kunststoffteile sind mit Softlack überzogen, die Armlehnen in den Türen sind aus lederähnlichem Material und damit wahrscheinlich sehr resistent gegen Druckstellen oder Abnutzung. Die Softlackbeschichtung des Armaturenbresstes ist so schlecht, dass man durch reiben mit einem Finger die oberste Schicht recht leicht abrubbeln kann und Spuren zurückbleiben. Auch Abwischen mit einem Tuch sollte man vorsichtig, wenn grober Staub oder Sand auf der Oberfläche liegen.

Alle Türen schliessen überraschend leicht, satt und leise. Das macht schon beim Einsteigen Eindruck. Toyota hat speziell einen optimierten Druckausgleich beim Schliessvorgang geschaffen.

Die C-Säulen sind etwas breit und behindern beim Einparken den Blick nach hinten. Die Aussenspiegel sind sehr gross, elektrisch einstellbar, beheizbar und einklappbar. Die Heizungsfunktion ist allerdings deutlich zu schwach. Der Innenpiegel blendet automatisch ab (Funktion abschaltbar).

Kofferraum
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Der Kofferraum fasst 520Liter und bei umgeklappter Rückbank und dachhoher Beladung 1500Liter. Letzterer Wert ist ewas geringer als bei der Konkurrenz, weil das Dach hinten schräg abfällt.

Ein Gepäcktrennetz ist serienmässig, lässt sich aber nur hinter der Rückbank befestigen und nicht bei umgelegter Rückbank hinter den Vordersitzen. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ansonsten die Kopfairbags behindert würden. Bank und Lehne lassen sich geteilt umlegen und für die Kopfstützen gibt es einen praktischen Stauraum unter der Sitzbank. Die recht schwere Gepäckraumabdeckung lässt sich ausbauen und unter dem Ladeboden verstauen. Ablagefächer gibt es seitlich und unterhalb des Ladebodens. Der Kunststoff im Kofferraumbereich ist sehr kratzempfindlich.

Bedienung
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Die Bedienung ist problemlos, wenn man die Betriebsanleitung nicht aufschlägt. Dieses Werk ist eine Zumutung. Die Übersetzung ist ebenfalls ziemlich misslungen... da ist jeder koreanische Videorekorder besser beschrieben!

Etwas nachteilig sind für mich persönlich die überfrachteten Lenkstockschalter.

Der Bordcomputer ist grundsätzlich fast unbrauchbar. Die Werte für Durchschnittsverbrauch und Restreichweite sind sehr ungenau. Eine Justage durch die Werkstatt ist nicht möglich, zumal die Werte auch nicht konstant falsch sind, sondern der Fehler stark schwankt. Ein Reset des Tageskilomterzählers im Bordcomputer erfolgt bei jedem Ausschalten der Zündung - also bloss nicht anhalten!. Die Verbrauchswerte werden beim öffnen der Tankklappe automatisch zurückgesetzt. Der Bordcomputer kann teilweise vom Lenkrad aus bedient werden und zeigt immer zwei Werte gleichzeitig in einem grossen Display oberhalb der Mittelkonsole an.

Zusätzlich zum Bordcomputer gibt es noch zwei Tageskilometerzähler und ein Aussenthermometer. Da es nur eine Anzeige für die Kilometerzähler gibt, muss man zwischen der Gesamtkilometeranzeige und den beiden Tageskilometerzählern per Knopfdruck durchs Lenkrad hindurchgreifen und hin- und herschalten. Die Anzeige des Thermometers ist direkt darüber - klein und versteckt, für Beifahrer unsichtbar.

Die Anzeigen sind in sogenannter Optitron-Technik ausgeführt, d.h. die Skalen und Zeiger sind mit sehr hellen LEDs beleuchtet und die Instrumenteneinheit steckt hinter einer getönten Scheibe, so dass man auch bei Tageslicht meistens die Zeiger selber nicht sieht, sondern nur den beleuchteten Streifen. Die Anzeigen sind sehr gut ablesbar und die Helligkeit bei gleichzeitig eingeschalteten Scheinwerfern ist einstellbar (leider sehr umständlich), was bei Tagfahrten mit Scheinwerfern sehr hilfreich ist.

Die Zahl der Ablagen vorne und hinten ist reichlich bemessen. In der Mittelarmlehne gibt es zwei Fächer übereinander, wobei das untere Fach sogar CDs beherbergen kann. Die Mittelkonsole stört übrigens nicht beim Schalten, die Handbremse ist extra seitlich versetzt worden.

Radio
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Das Radio ist leicht bedienbar (auch über das Lenkrad), hat ein elektronisches Cassettenlaufwerk mit Dolby und Suchlauf und einen CD-Spieler, der auch selbstgebranntes aber leider kein MP3 abspielt. Wechsler sind als Zubehör erhältlich. Der Radioempfang ist über die Scheibenantenne sehr schlecht. Der Klang ist für ein Werksradio hervorragend, sehr neutral aber für Bassorgien ungeeignet (was mir nicht fehlt).
Armutszeugnis: Eine Geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeanpassung gibt es nicht, was auch die Voreinstellung der Lautstärke für Verkehrsdurchsagen zum Glückspiel macht.

Klimaanlage
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Ein Thema für sich! Die Klimaanlage sieht nobel aus und ist einfach zu bedienen. Sie hat allerdings einen gewaltigen Haken: Die Automatik kann man vergessen. Automatisiertes Kühlen bedeutet grundsätzlich ausschliesslichen Luftstrom aus den Belüftungsdüsen im Armaturenbrett - und das ohne Ende! Es friert einem schon fast das Gesicht ein.
Wenn man glaubt, die Automatik würde nach Erreichen der gewünschten Innenraumtemperatur die Luftverteilung ändern, der irrt sich. Länger als eine halbe Stunde habe ich das nie ausgehalten, dann habe ich die Luftverteilung selber eingestellt. Zugfreie Klimatisierung scheint im Entwicklungsbudget nicht enthalten gewesen zu sein.
Wer den "Sol" hauptsächlich wegen der Klimaautomatik kauft, der sollte ich das nochmals überlegen.


Motor/Fahreigenschaften
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Die Vorglühzeit beträgt nur 1-3 Sekunden (Sommer wie Winter), dann startet der Motor willig und läuft ohne jedes nageln. Bei grosser Kälte läuft der Motor für eine Minute etwas rauh. Vibrationen spürt man nur im Leerlauf. Das Lenkrad und der Schalthebel sind vollkommen ruhig.

Der Motor ist in allen Drehzalhbereichen recht leise und ab 2000 Umdrehungen spürt man dann immer stärker das Drehmoment von 280 Nm. Die Leistungsentfaltung ist nicht ganz gleichmässig. Nach einem kleinen "Turboloch" kommt ein kräftiger Schub, der dann schnell wieder etwas nachlässt, ohne aber schlapp zu wirken. Mittlerweile kann ich im direkten Vergleich sagen, dass der 105PS TDI von VW etwas besser und gleichmässiger zieht, dazu sparsamer aber auch lauter ist.

Auf der Autobahn meint man beim Beschleunigen, dass da irgendwo unterwegs 20PS verloren gegangen sind - bis man auf den Tacho sieht und die Nadel schon bei 150km/h steht. Die Beschleunigung erfolgt fast ohne Erhöhung der Lautstärke und gerade auf der Autobahn ist der Wagen damit beeindruckend leise. Auffällig ist allerdings eine Brummfrequenz bei 150-170km/h. Sie würde wahrscheinlich nicht auffallen, wenn der Wagen ansonsten nicht so leise wäre.
Im Stadtverkehr ist der Motor allerdings nicht leiser als die Konkurrenz.

Die Schaltung ist sehr leichtgängig aber nur mässig präzise. Die Schaltwege sind ebenso wie der Hebel elend lang - leichtes Lastwagenfeeling stellt sich ein. 5 Gänge reichen zwar aus, aber wie bei den modernen Dieseln üblich, sind alle Gänge recht lang übersetzt, was dazu führt, dass man in der Stadt häufig im dritten Gang fährt und den 5. Gang erst ab 75km/h nutzen kann.
Der Wagen hat eine leichte Anfahrschwäche. Passt man nicht auf oder gibt man etwas zuwenig Gas, würgt man ihn mit einem heftigen Schlag ab. Daran gewöhnt man sich allerdings recht schnell und hat den Bogen heraus.

Man kann problemlos und ohne grossartig nachlassenden Schub auf 170km/h beschleunigen. Danach geht es zäher voran. Ein Reisetempo irgendwo zwischen 120 und 160km/h ist immer angenehm.

Das Fahrwerk ist kein grosser Wurf. Es ist weder sonderlich komfortabel noch besonders sportlich. Auf sehr schlechten Strassen kommen einige Schläge deutlich durch. Auf der Autobahn liegt der Wagen sehr ruhig, auch Seitenwind kann ihm nicht viel anhaben. Ein ESP und eine Traktionskontrolle sind serienmässig. Laut Testberichten soll das ESP früh eingreifen und sich akustisch bemerkbar machen, was auf Fahrwerksschwächen in Extremsituationen hinweist. Der Normalfahrer wird das ESP-Warngeräusch wohl nicht zu Gehör bekommen.
Die Fahrwerksgeräusche sind allgemein gut gedämmt, es dringt kein Poltern durch. Es gibt jedoch Geräusche, die überraschend stark übertragen werden, wie zum Beispiel ein geradezu knallendes Stakkato, wenn man auf der Autobahn Stellen überfährt, auf denen früher einmal "Katzenköpfe" im Baustellenbereich aufgenagelt waren.

Der Wendekreis ist mit 11,90m recht gross. Die Servolenkung ist angeblich geschwindigkeitsabhängig, was man jedoch nicht bemerkt. Sie ist ausreichend leichtgängig aber nicht sehr direkt. Das Auto wirkt damit nicht besonders handlich. Der Geradeauslauf ist tadellos.

Sicherheit:
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34 Punkte und 5 Sterne im Crashtest sprechen für sich. Wer einen Unfall hat, der muss schon fast befürchten, in Airbags zu ersticken!!!!

Tipp:
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Die Farben in Prospekten und im Internet sind vollkommen falsch wiedergegeben. Kobaltblau ist in natura sehr dunkel und satt, das Polarsilber hat einen grünlich/champagnerfarbenen Stich, was mich davon abgehalten hat, den Wagen in Silber zu kaufen.
Bei EU-Importen ist die Farbauswahl manchmal etwas anders, dafür fehlt jedoch manchmal das ESP (bei Toyota VSC)! Ab 2004 soll es jedoch auch bei EU-Fahrzeugen und bei allen Motorvarianten Serie sein.


Funktionale Schwächen:
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Der Wagen ist in Sachen Ergonomie, Bedienbarkeit und Funktionalität bei weitem nicht so perfekt wie z.B. der Passat. Diese Schwächen sind natürlich nicht gravierend bzw. sind auch teilweise nur Gewöhnungssache:

- Die Heizung der Aussenspiegel ist bei weitem zu schwach

- Die Schalter links vom Lenkrad werden durch dieses verdeckt. Da es weiter links noch hässliche Blindstopfen für Schalter gleicher Grösse gibt, habe ich sie einfach versetzt - jetzt verschwinden halt die hässlichen Blindstopfen hinter dem Lenkrad und die Schalter sind sichtbar. Warum nicht ab Werk so anordnen?

- Ohne Zündung geht bei diesem Auto nichts - nicht mal das Radio kann man einschalten. Steckdosen und Uhr - alles tot. Nur die Beleuchtung geht und die Fensterheber für ca. 30 Sekunden nach dem Ausschalten der Zündung.

- Die Gepäckraumabdeckung ist schwer zu montieren und demontieren ohne die Kunststoffverkleidungen des Kofferraums zu verkratzen.

- Die Kunststoffe sind sehr kratzempfindlich

- Die Sitzbezüge sind so rauh, dass sie trockene Haut abschürfen (weisse Streifen). Leicht schwitzige Haut erzeugt schnell weisse Flecken, die sich kaum entfernen lassen.

- Legt man die Sitze um, so bilden sich Druckstellen in den Polstern, die erst nach Wochen wieder verschwinden.

- Der Fahrersitz wirft an der vorderen Kante leichte Falten

- Der Verstellbereich des Fahrersitzes ist für grosse Personen nicht ganz ausreichend, der Beifahrersitz hat keine Höhenverstellung.

- Die Schalter für die Verstellung der Aussenspiegel sind unbeleuchtet (ein ganz dummer Fehler!)

- Tageskilometer und Gesamtkilometer teilen sich eine Anzeige und müssen umgeschaltet werden

- Die Helligkeitsanpassung des Displays ist zu umständlich, zumal man im Winter auch tagsüber häufiger mit Licht fährt und dann die Displayhelligkeit etwas anheben möchte, sie im Dunklen aber wegen der Blendung wieder herunterregelt.

- Der Gurtwarner (bald wohl in allen Fahrzeugen zu finden) nervt - aber man kann ihn abschalten (s. Forum www.avensis.de.vu)

- Die Klimaautomatik ist unbrauchbar

- Der Regensensor arbeitet miserabel, sobald der Scheibenwischer nicht mehr absolut perfekt sauber wischt. Die Verstellung der Sensorempfindlichkeit ist zwar möglich, aber kein grosser Effekt zu erkennen.

- Der Rückspiegel vibriert bei bestimmten Drehzahlen

- Wechsel der Lampen (Abblendlicht) fast unmöglich

- Schaltet man die Fensterheber mit dem fahrerseitig angebrachten Schalter ab (Sicherheit bei Kindern) so kann leider auch der Fahrer die Fensterheber nicht mehr bedienen.

- Schaltet man beim Hochlaufen der Fensterscheiben die Zündung ab, so fahren diese automatisch wieder herunter. Soll das ein Sicherheitsfeature sein??? Ich finde es lästig!

- Das Lenkradschloss ist kaum einzurasten, da man dazu das Lenkrad extrem weit drehen muss, was im Stand allerdings kaum geht.

- Der Kofferraumdeckel öffnet nicht hoch genug

- Gemeinsames Schliessen und Öffnen der Fenster per Funkbedienung oder zumindest Schlüssel nicht möglich


Praktische Erfahrungen nach dem ersten halben Jahr:
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Zu diesem Zeitpunkt glänzte der Wagen noch durch Unauffälligkeit und wirkte sehr solide.

Mängel:
- Die knarrende Kofferraumabdeckung habe ich noch nicht in Angriff genommen
- Unter dem Bordcomputer knistert es manchmal leicht
- Die Türdichtungen knarren etwas
- Die Fahrertür ist nicht 100% perfekt eingepasst
- Die Kofferraumklappe schliesst nicht mehr so perfekt leicht wie zu Beginn
- Die Klimaanlage/Automatische Temperaturregelung kann man vergessen. Klimatisierung bedeutet ein einfrierendes Gesicht. Zugfrei ist etwas anderes. Beheizt man mit automatischer Temperaturregelung, so wird nach ca. einer halben Stunde angenehmer Temperierung plötzlich die Luft wieder Richtung Gesicht gelenkt und deutlich kühler.


Praktische Erfahrungen nach dem ersten 3/4 Jahr:
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Der Toyotahändler wurde mit folgenden kleinen Problemen aufgesucht und nach ca. 800m Probefahrt kam die entsprechende Reaktion:

- Kofferaumabdeckung klappert -> Reaktion: Kann man nichts dran machen, ist so. Im Endeffekt wurde der Zustand aber mittels Gummistreifen doch verbessert. Wahrscheinlich ist diese Verbesserung aber nicht von langer Dauer.

- Bordcomputer, Verbrauchsanzeige stimmt nicht (0.7-1L falsch) -> Reaktion: "Erwarten Sie ein Präzisionsinstrument?" Antwort: "Nein, aber auch kein Schätzeisen!" Abhilfe nicht möglich.

- Handbremse steht bei angezogenem Zustand in den Himmel, ich möchte sie auf 3-4 Zähne eingestellt haben -> Reaktion: Wird auf Vorgabe von Toyota, d.h. 9 Zähne eingestellt. Im Endeffekt waren es dann doch ca. 5 Zähne. Nach ein paar Monaten war sie dann wieder bei 10 Zähnen.

- Leichtes Knarzen in den Türen -> Reaktion "Kann ich nicht hören!" Nichts geändert

- Knarzen unterhalb des Bordcomputers -> Reaktion: Mit viel Widerwillen wurde unterfüttert, das Knarzen ist weg

- Heckklappe schliesst schlechter als zu Beginn -> Reaktion: "Ist normal so!"

- Aussenspiegelbeheizung ist fast wirkungslos, eine Erwärmung kaum zu fühlen. -> Reaktion: "Ist so."

- Ein Update für die Klimaanlagensteuerung ist nicht erhältlich.

Ich habe keine Lust gehabt, dort weiter herumzudiskutieren. Ich bin kein Bettler, sondern Kunde. Im Endeffekt ist die Kundenbetreuung auf dem gleichen Stand wie bei VW, nur dass es dort immer heisst "Das ist laut Werk Stand der Technik!".
Es ist zwar alles nur Kleinkram, den ich bemängelt habe, aber wenn Toyota mit dem Slogan "Avensis - Qualität erleben" Reklame macht, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Kunden diese Qualität auch einfordern.

Praktische Erfahrungen nach 1 1/2 Jahren:
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Im Prinzip hat sich nichts geändert. Der Wagen läuft problemlos und unauffällig.

Die Jahresinspektion "Sicherheits-Check" mit Ölwechsel kam auf ungefähr 180Euro. Für einen "Check" sehr teuer, wie ich finde. Ich möchte nicht wissen, was die 30.000er/2-Jahres Inspektion kostet.

Die Handbremse greift wieder erst nach 9 -10 Zähnen, die Rückspiegel heizen nach wie vor nicht vernünftig und die Gepäckraumabdeckung ist doch wider erwarten nach wie vor klapperfrei.

Ich bleibe dabei: Kein tolles Auto aber weitgehend problemlos. Zumindest deutlich problemloser als das, was ich bei VW erlebt habe und noch erlebe (s. Golf-Berichte)

Nachtrag:
Nach nur 16.000 km verabschiedete sich die Birne des linken Abblendlichtes. Da der Avensis nach Angaben mehrerer anderer Fahrer Lampen "frisst" habe ich beide Seiten auf Longlife-Lampen umgerüstet. Der Austausch ist die Hölle! Kein Platz um die Abdeckkappen der Scheinwerfer abzunehmen und vor allem wieder aufzusetzen. Gewarnt durch viele andere AV-Fahrer des Avensis-Internet-Forums war ich besonders vorsichtig. Vielen anderen sind sogar Kunststoffteile abgebrochen. Eine 3/4 Stunde muss man schon einkalkulieren, wenn man nicht besonders schlanke und lange Hände hat - besser gleich den Händler heimsuchen! Angeblich tauschen die Händler gegen Erstattung der Materialkosten aus.


Praktische Erfahrungen nach knapp 2 Jahren/Das Ende:
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Zunächst fiel mir jeweils nach 20-30km Fahrtstrecke ein quietschen in der Lenkung auf. Im Forum erfuhr ich recht schnell, dass es ein Simmering am Lenkgetriebe ist - ein bekannnter Fehler also.
Beim Händler wurde der Simmerring gefettet - ein an sich sinnloses Unterfangen. Der Simmerring soll schliesslich Fett zurückhalten und nicht darin schwimmen. Der Meister meinte denn auch: "Wenn es wiederkommt, muss das Lenkgetriebe ausgetauscht werden, aber wir müssen das erst so versuchen!"
Toll - also muss ich irgendwann wieder zum Händler. Wenn es denn erst nach Ablauf der Garantie wieder quietscht kann ich den Austausch womöglich noch selber bezahlen.

Zeitgleich fielen mir zwei kleine "Pickel" in der Lackierung der Türrahmen an der rechten hinteren Tür auf. Bei genauerer Betrachtung wurde mir klar, dass sich da Rost unter dem Lack bildet. Und je genauer ich mir die Rahmen um die Türfenster herum anschaute, desto deutlicher wurde mir: Die Dinger sind irgendwie von Hand zusammengeschweisst, nachgeschliffen und überlackiert worden.
Etwas so unsauber verarbeitetes habe ich noch bei keinem meiner Autos gesehen (und ich habe schon einen Kadett E und einen 85er Fiesta hinter mir). Neugierig geworden, habe ich mal die nur schlapp angeklebten Dichtungsgummis von den Türrahmen abgehoben und erlebte die nächste Überraschung.
Die Schweissnähte platzten an mehreren Stellen auf und in zwei der Risse blühte bereits etwas Rost. Wenn schon an so leicht zugänglichen Stellen die Verarbeitung so miserabel ist - wie sieht es dann erst woanders aus?
Damit war ich erstmal bedient. Besuch beim Toyota-Händler: Mürrisches "Machen wir". Nach 10 Minuten hatte ich den Wagen wieder zurück: einfach schwarze Farbe über die Risse gepinselt. Na danke! Wie lange soll das halten??

Ich hatte eigentlich nicht vor, nach 4 oder 5 Jahren an meinem Auto Rost zu klopfen. Ich hatte auch nicht vor, das Auto 12 Jahre lang zur Wartung zu Toyota zu bringen, um den Anspruch auf die Durchrostungsgarantie zu erhalten. Dafür sind mir die Wartungen einfach zu teuer.
Zusätzlich zeigt sich, dass der Verschleiss der Bremsen vor allem hinten (!) recht stark ist. Ich glaube nicht, dass die Beläge die 40.000km-Marke ereicht hätten. Der Verschleiss der Winterreifen auf der Vorderachse hat sich ebenfalls als sehr hoch herausgestellt. Wir sind nur ca. 5.000 km (schonend!) auf den Dunlop-Winterreifen gefahren. Die Profiltiefe lag aber bereits deutlich unter 7mm (neu 8mm), was rechnerisch eine Laufleistung von 20.000km erwarten lässt. Das ist auch für einen Diesel sehr wenig.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei diversen Fahrzeugen im Avensis-Forum. Hier gibt es auch einen Bericht über starken Rost an einem Frontblech nahe dem Kühler. Der Fahrer dieses Fahrzeugs lässt den Avensis im Zeitraffer altern (100.000km in zwei Jahren), so dass man ahnen kann, was auf einen zukommt.



Fazit:
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Das Auto ist weitgehend europäisch. Der Umstieg fiel nicht schwer. Das Auto hat im täglichen Betrieb keine echten Highlights aber auch keine besonderen Schwächen aufzuweisen. Er weckt keine Emotionen, sondern man gewöhnt sich einfach an ihn.

Wer von einem deutschen Fahrzeug der "gehobenen" Klasse umsteigen will, der muss sich in Sachen Ergonomie und Detailverarbeitung auf ein paar Abstriche gefasst machen. Wer damit leben kann, der ist aber zu einem fairen Preis gut bedient. Die Auswahlmöglichkeiten an Zusatzausstattung sind sehr begrenzt. Manches wird erst vor Ort beim Händler nachgerüstet, was dann doch etwas nach Pfusch aussieht.

Ganz auffällig ist es, dass der Wagen in keinster Weise innovativ ist - sieht man davon ab, dass er der erste Wagen seiner Grösse mit Schadstoffklasse EURO 4 war. So kommt es, dass der Avensis einem ja schon seit Jahren gebauten Passat nur gleichwertig, jedoch nicht überlegen ist. Dem Passat ab Baujahr 2005 wird er dagegen nicht im geringsten das Wasser reichen können.

Ich hatte den Wagen vor allem wegen der zu erwartenden Zuverlässigkeit gekauft und dafür eben Abstriche in Kauf genommen. Zunächst waren es nur Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck etwas trübten, was auch mit der etwas unwilligen Werkstatt zusammenhing.

Diese Mängel waren akzeptabel. Mit Rost oder sich ankündigenden gösseren Reparaturen (irgendwann läuft auch mal die Garantie ab) und auch mit hohen Unterhaltskosten (Wartung, Bremsenverschleiss, Reifenverschleiss) mag ich jedoch nicht mehr leben. In Sachen Qualität kann ich beim besten Willen keinerlei Vorsprung zu deutschen Fahrzeugen mehr erkennen.
Es stellten sich mir also drei Fragen:

1. Soll ich auf Fahrspass verzichten und ein nicht besonders gutes Auto fahren, wenn der von mir erhoffte Qualitätsvorsprung vor den deutschen Fahrzeugen in keinster Weise gegeben ist (eher im Gegenteil)?
2. Soll ich den Wagen verkaufen, bevor sich Toyota eventuell seinen guten Ruf ruiniert und die Preise für Gebrauchtwagen fallen? (In der Pannenstatistik des ADAC geht es ja schon bergab...)
3. Habe ich Lust darauf, ständig nach Rost zu suchen? (Verzinkung kennt Toyota anscheinend nicht)

Für mich war die Antwort: Nein!

Der Toyota war in meinen Augen eine ziemliche Enttäuschung. Es mag sein, dass die Probleme zum Teil auch damit zusammenhingen, dass es ein Fahrzeug des ersten Modelljahres war. Aber Toyota hat in einer Broschüre über sich selber auch damit geprahlt, dass man schon bei Serienanlauf perfekte Qualität produziert.
In England (wo der Avensis herkommt) zumindest nicht.

Wir haben den Avensis verkauft. Der Wertverlust nach knapp zwei Jahren war natürlich hoch und der Verkauf nicht so einfach, wie er z.B. mit einem Passat Variant gewesen wäre. Der Preisvorteil hat sich hier schon zum Teil in Luft aufgelöst.

Wir sind deshalb auch nicht auf die Suche nach einem Neuwagen gegangen, sondern haben uns einen Jahreswagen gekauft, um nicht wieder soviel Geld in ein Auto zu stecken.
Letztendlich haben wir wieder einen VW gekauft - willkommen zuhause.

Da wird wohl demnächst ein neuer Bericht fällig. Ich hoffe, dieses mal wird er sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.


:-(- :-(-
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