IMS-SKANDAL
Dieser Mann ist der Albtraum vieler Autokäufer
OLAF WUNDER
Er verbarrikadiert sich regelrecht in seiner Wohnung: Denn schon mehrfach erhielt er ungebetenen Besuch - wütende Kunden, die ihn anbrüllten, ihn bedrohten, ihn aufforderten, sofort das Geld rauszurücken. Olaf S. (40) aus Alvesen (Landkreis Harburg) lebt zurzeit wirklich gefährlich. Viele sind überzeugt: Er ist mitverantwortlich für den IMS-Skandal.
Worum geht es? Bundesweit haben wenigstens 600 Kunden per Internet ein EU-Re-Import-Auto bei der Flensburger Firma "IMS-Makler" bestellt, den Kaufpreis im Voraus geleistet -°aber nie ihr Auto erhalten. Die Büros von "IMS-Makler" in Flensburg waren vergangene Woche über Nacht leer geräumt, Geschäftsführerin Helene S. und ihr Mann Uwe sind, so die Staatsanwaltschaft, "nicht auffindbar". Weil sie sich offenbar abgesetzt haben, bekommt nun Sohn Olaf S. den Zorn der Kunden ab.
Einer der wütenden Opfer: Hans-Dieter Albrecht aus Buchholz. Sein Verlust: 21000 Euro. Anfang März wollte er sich einen VW Touran kaufen. Er stieß im Internet auf "IMS-Makler". Der Preis: zu schön, um wahr zu sein. 3500 Euro niedriger als das, was ein VW-Händler verlangt. Kaum hatte Albrecht Interesse bekundet, drängte "IMS" ihn, schnell zu unterschreiben. Wer innerhalb von fünf Tagen bestelle, erhalte einen zusätzlichen Rabatt von 300 Euro. Hans-Dieter Albrecht ging darauf ein.
Heute weiß der 64-Jährige, dass es ein großer Fehler war, die gesamte Kaufsumme im Voraus zu bezahlen. Er verließ sich dabei auf die schriftliche Bestätigung, dass das Geld, das er auf ein "Sonderkonto" einzahlte, "nur zur Produktion und zur Auslieferung seines Autos" verwendet werde. Jetzt ist das Konto leer.
Genau wie ihm ist es Hunderten ergangen. Manche Opfer wissen möglicherweise noch nicht einmal, dass sie Opfer sind. Bei der Staatsanwaltschaft Kiel, die gegen drei Tatverdächtige wegen Betrug ermittelt, gehen täglich neue Strafanzeigen ein. Was der Polizei Rätsel aufgibt: Noch vor etwa einem Jahr soll "IMS" alle Geschäfte korrekt abgewickelt haben. "Wieso sich das geändert hat, wissen wir nicht."
Die MOPO fragt den, der es wissen muss: Olaf S. war im Unternehmen immerhin Prokurist. Er macht Andeutungen: dass ein Geschäftspartner mit 1,5 Millionen Euro Reißaus genommen habe, dass die Firma außerdem von Lieferanten ausgetrickst worden sei. Er selbst sei unschuldig. Wo sich seine Mutter und deren Mann befinden? "Keine Ahnung." Olaf S. weiter: "Mir tun die Leute ja Leid, die so viel Geld verloren haben. Aber ich bin selbst ein Opfer."
Quelle: Hamburger Morgenpost
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