Auto-Betrüger mit Segelyacht auf der Flucht
Ehepaar soll sich verspekuliert haben
OLAF WUNDER
Mindestens 600 Kunden, viele davon aus Hamburg, fühlen sich von ihnen geprellt: Helene und Uwe S. Das aus Norderstedt stammende Autohändlerehepaar soll mit einer Segelyacht auf der Flucht sein. Nach MOPO-Informationen hatte sich Uwe S. erst im Juni in Frankreich ein neues Schiff gekauft - vom Geld seiner Kunden?
Mit ihrem Sohn Olaf betrieb das Ehepaar die Firma IMS-Makler in Flensburg. Die Firma bot übers Internet EU-Re-Import-Autos zum Superschnäppchenpreis an. Entweder verlangte die Firma die gesamte Kaufsumme im Voraus oder aber sie ließ sich Bankbürgschaften geben. In Hunderten von Fällen wurde dann kein Auto ausgeliefert.
Ein ehemaliger Geschäftspartner: "Vor zwei Wochen soll die Yacht des Ehepaars ziemlich plötzlich in Flensburg abgelegt haben." Seitdem sind die Geschäftsräume von IMS-Partner am Flensburger Hafen verwaist. Täglich gehen neue Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft in Kiel ein. Auf Opfer-Foren im Internet ist davon die Rede, dass das Ehepaar und ihre Komplizen Bankbürgschaften in Höhe von einer Milliarde Euro eingesammelt hätte, um sie zu Geld zu machen.
"Das mag übertrieben sein, deutet aber daraufhin, worum es IMS und deren Partnerunternehmen möglicherweise gegangen ist", sagt Ansgar Klein, Chef des Bundesverbands freier Kfz-Händler (BVfK). Bereits seit einem Jahr warnt die Organisation vor "Super-Neuwagen-Anbietern". Klein wundert es nicht, dass die Kunden vergeblich auf ihre Autos gewartet haben. "Preisnachlässe von 25 bis 30 Prozent, mit denen IMS-Makler ihre Opfer angelockt hat, sind auf dem Kfz-Markt schlicht unmöglich." Es bestehe der Verdacht, dass die Flensburger Firma Teil eines "groß angelegten betrügerischen Systems zur Beschaffung von Liquidität durch Anzahlungen und Bankbürgschaften" gewesen sei.
Mit dem Geld der Kunden sollten möglicherweise riskante Warentermingeschäfte und Finanzspekulationen getätigt werden, um dann aus den erhofften Erträgen das Auto-Lockangebot zu bezuschussen. Ein höchst riskantes Geschäftsmodell. Etliche freie Autofirmen haben nach Erkenntnissen des BVfK bei diesem Schneeballsystem mitgemacht.
(MOPO vom 05.11.2005 / SEITE 10)