Internet-Betrüger prellt hunderte Autokäufer
Bestellte Autos kamen nie an. Der Schaden könnte in die Millionen gehen.
Köln - Das Angebot klang verlockend: Ein nigelnagelneuer Peugeot 206 für 10 200 Euro, fast 3000 Euro billiger als beim Autohändler in Deutschland - das wollte sich Karl-Josef S. nicht entgehen lassen. Ein paar Klicks im Internet, und schon sichert er sich das einmalige Schnäppchen - dachte er. Die 300 Euro Anzahlung für das Modell „Limousine Grand Filou Cool“ ist er los. Auf das über den Internet-Dienst „IMS-Makler“ bestellte Auto wartet er noch heute. Nun hat er eine Anwältin eingeschaltet - wie vermutlich Hunderte andere Geprellte im gesamten Bundesgebiet. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel wegen des Verdachts auf Betrug. „Bei uns steht das Telefon nicht mehr still“, sagt Oberstaatsanwalt Uwe Wick. Täglich gingen neue Strafanzeigen ein. Die mutmaßlichen Drahtzieher des Auto-Schwindels sind flüchtig.
Kein Auto ausgeliefert
„IMS-Makler“, ein deutsches Tochterunternehmen der Car-Trading-Network aus den Niederlanden, trat nach eigenen Angaben als Vermittler von günstigen Re-Importen aus dem EU-Ausland auf. Das Unternehmen versprach Preise, die teilweise mehr als 30 Prozent unter dem üblichen deutschen Preis lagen. Wenige Wochen nach der Bestellung sollten die Fahrzeuge dann zur Abholung bereitstehen. „Seit Mitte des Jahres wurde jedoch offenbar kein einziges Auto mehr ausgeliefert“, sagt Oberstaatsanwalt Wick. „IMS-Makler“ forderte in der Regel eine Anzahlung sowie eine Bankbürgschaft über den Rest der Kaufsumme. Viele Kunden haben laut Wick aber auch - kurz nach der Bestellung - den gesamten Kaufpreis auf ein Sonderkonto von „IMS-Makler“ überwiesen. Wie viele Kunden um ihr Geld betrogen wurden und um welche Schadenssumme es sich insgesamt handelt, mag Wick vorerst nicht sagen. Insider vermuten, dass mehr als 600 Kunden geprellt wurden. Der Schaden könnte in die Millionen gehen.
Das Büro von „IMS-Makler“ ist mittlerweile verwaist. Die Staatsanwaltschaft sucht derzeit nach dem aus Norderstedt stammenden Autohändler-Ehepaar sowie nach einer dritten Person. Ans Telefon geht bei „IMS-Makler“ niemand mehr. Begründung im Internet: „Unsere Telefonanlage schaffte es nicht mehr: Sie wird kurzfristig vergrößert, ebenso wird unser Team wachsen.“ Nach wie vor wirbt das Unternehmen im Internet mit „4500 Angeboten“. „Unsere Auslieferungen bewegen sich zwischenzeitlich im mehrfachen Millionenbereich.“
Die Staatsanwaltschaft Kiel will sich vorerst noch nicht konkreter zu dem Fall äußern. Karl-Josef S.' Anwältin Bianca Hecker findet dagegen klare Worte: Das Verhalten lege nahe, dass „IMS-Makler“ „gezielt die Anzahlung und Bankbürgschaft gefordert hat, um sich zu bereichern und mit dem Geld zu wirtschaften“, sagt Hecker.
Verbraucherschützer empfehlen Geschädigten dringend, bei der örtlichen Polizei Strafanzeige zu erstatten. Ob sie ihr Geld aber wiederbekommen, ist fraglich. Vorkasse zu leisten sei grundsätzlich äußerst leichtsinnig, sagt Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. „Man sollte immer nach dem Grundsatz verfahren: Erst die Ware, dann das Geld.“
Quelle: [
www.ksta.de] (KStA)