Nun hat es auch meinen Scenic (Bj. 05/2001, also „altes“ Modell) mit 97.000 km erwischt. Bei einer Fahrt Anfang Oktober über die Autobahn nach Frankfurt (250 km) hat sich der Turbolader mit einer fetten blauen Rauchwolke verabschiedet.
Aber der Reihe nach. Die Fahrt nach Frankfurt verlief soweit normal, außer das ich ab und zu beim Beschleunigen ein relativ leises Geräusch hörte, das ich nicht einordnen konnte. Aber da ich auch schon mal Geräusche höre, die von anderen nicht wahr genommen werden, dachte ich mir nichts dabei. Die Fahrt über die Autobahn verlief normal, eine Pause von 30 Minuten, keine Auffälligkeiten. Dann ein Stau vor einem der Frankfurter Kreuze, der es in sich hatte. Für 10 km haben wir satte zwei Stunden gebraucht. Stop + Go Verkehr die ganze Zeit, immer mal wieder 50 m weiter fahren, dann wieder nur zwei oder auch nur eine Wagenlänge nach vorne. Nach etwa einer Stunde dieser Prozedur, die Kühlwassertemperatur war etwas über die Mittellage angestiegen also nichts aufregendes, lege ich den Gang ein um einige Meter nach vorne zu kommen und kupple sofort wieder aus, um etwas zu rollen. Also kein Gang eingelegt, kein Fuß auf dem Gaspedal.
Plötzlich fängt der Motor an hoch zudrehen, der Drehzahlmesser steigt zügig auf über 4000 und geht sogar bis 5000 hoch.
Ich drehe den Zündschlüssel ab, nichts passiert, die Kiste läuft weiter wie Hölle. Das ist ein tolles Gefühl, im Stau auf der linken Spur, hinter uns nichts zu sehen wegen blauer Wolke, vor uns steigen die Leute schon aus dem Auto um zu sehen was da abgeht. Den durchgegangenen Motor konnte ich nur mit abwürgen zur Ruhe bringen. Ich habe die Motorhaube aufgemacht, aber darunter war nichts zu sehen, keine Lecks oder sonstiges. Anschließend konnte ich den Motor normal starten und wir sind im Stau weiter gekrochen. Meine Stimmung war sehr weit unten und ich wünsche niemandem diese Situation. Durch die Verspätung haben wir am Flughafen nur kurz gehalten, meine Mutter eingeladen und sind nach etwa 15 Minuten wieder zurück gefahren.
Der Rückweg war dann nicht mehr so locker. Zunächst wurde bei jedem Gasgeben ein Geräusch hörbar, das sehr an einen Zahnarztbohrer erinnert, das konnte nur der Turbolader sein. Es blieb ein hohes Pfeifen das immer stärker wurde, je mehr ich Gas gab. Also keine Frage, der Turbo, der sonst im Innenraum nicht zu hören ist hat ein Problem. Das Pfeifen wurde auf dem Heimweg zu einem klingeln, später zu einem klirren und gegen Ende ein heftiges rasseln. Die letzten 6 km von der Autobahn bis zur heimatlichen Werkstatt waren nur noch ein Hoffen auf Ankunft.
Der Wagen hatte auch überhaupt keine „Kraft“ mehr, um z.B. nach einer Ampel zügig auf 50 km/h zu beschleunigen. Auf dem Hof der Werkstatt machte der Meister schon große Augen als er meinen Wagen hörte. Ich hätte aber noch damit fahren können, so war seine Meinung. Das habe ich aber heftig abgelehnt.
Wenigsten gab es vom Autohaus kostenlos einen Leihwagen für uns (3 Erwachsene, 1 Kind und Gepäck), damit ich meine Eltern nach Hause bringen konnte und selber auch noch gut mit meinem Sohn nach Hause kam. Sonst hätte meine Frau sich umständlich auf den Weg machen müssen und überhaupt. Also wenigstens ein glückliches Ende.

Der hochdrehende Motor ist vom Öl verursacht worden, das durch den defekten Turbolader angesaugt wurde. Dabei entwickelt der Motor angeblich so einen Sog, er holt sich das Öl von alleine. Das geht solange bis alles Öl verbrannt ist oder bis die Kolben auseinander fliegen. Eine Begrenzung gibt es in dem Fall nämlich nicht. So konnte ich auch ausschalten, damit unterbreche ich aber nur die Einspritzpumpe und das hat hier nichts genützt. Also war abwürgen schon die richtige Lösung.

So, das wollte ich nur mal los werden...
Nun bin ich also Mitglied im Club der Turboladergeschädigten.

Grüße von Jens