Volkswagen verkürzt die Service-Intervalle
Dieselfahrzeuge müssen öfter zur Inspektion
Felix E. Bauer
Automobilwoche/7. Juni 2005
Wolfsburg. In vielen deutschen Fuhrparks und Werkstätten rätselt man derzeit über die Länge der Service-Intervalle bei dieselgetriebenen Fahrzeugen der Marken Volkswagen und Audi. Grund: Der Bordcomputer schickt Autos mit TDI-Motor wesentlich schneller zur Wartung, als es im Handbuch eigentlich vorgesehen ist – meist schon nach 30.000 Kilometern. Dabei hatte VW die Service-Intervalle seiner TDI-Fahrzeuge erst im Frühjahr 2004 von 50.000 auf 60.000 Kilometer oder vier Jahre verlängert – unter der Voraussetzung, dass spezielle Öle mit Langlauf-Eigenschaften (zum Literpreis zwischen 15 und 18 Euro) zum Einsatz kommen und das Fahrzeug über ein intelligentes Öl-Überprüfungssystem verfügt. Im VW-Handbuch ist konkret von „Fahrzeugen mit zeit- oder laufleistungsabhängigem Service“ die Rede und solchen Fahrzeugen, bei denen „auf zeit- oder laufleistungsabhängigen Service umcodiert wurde“. Vor allem für Flottenbetreiber und Vielfahrer war dies ein wichtiges Kaufargument – Service-Aufenthalte in der Werkstatt sind teuer und legen das „Arbeitsmittel Fahrzeug“ für einen Tag lahm.
Doch die versprochenen langen Service-Intervalle kann VW offenbar in der Fahrpraxis nicht halten – in den zurückliegenden Monaten wurden die Bordcomputer nach einer internen Serviceanweisung, die Automobilwoche vorliegt, auf 30.000 Kilometer zurückgestuft. Wie in der Branche kolportiert wird, wolle VW auf diese Weise offenbar die Auslastung der Werkstätten verbessern.
„VW hat das Service-Intervall drastisch heruntergeschraubt“, kritisierte ein Fuhrparkleiter im Gespräch mit dieser Zeitung. Nicht einmal die ursprünglich versprochenen 50.000 Kilometer würden von den 65 Fahrzeugen seines Fuhrparks erreicht. Stattdessen müssten die Autos im Schnitt nach 30.000 Kilometern in die Werkstatt.
Ähnliche Erfahrungen hat der „Verein Automobile Konzepte“ in Berlin gemacht. Die Interessengemeinschaft von Fuhrparkbetreibern betreut bundesweit etwa 15.000 Fahrzeuge, rund 10.000 davon sind Modelle von Volkswagen und Audi. „Anstatt wie geplant bei 50.000 Kilometern leuchtet die Lampe des Bordcomputers für die große Inspektion schon zwischen 22.000 und 25.000 Kilometern“, sagt Kfz-Meister Volkmar Zöfelt. Die vorgesehene Distanz bis zum Inspektionsservice habe keines der 10.000 Autos erreicht. Für die neuen Autos mit 60.000 Kilometern Maximallaufstrecke gebe es noch keine Erfahrungswerte.
In Wolfsburg heißt es dazu, die Intervalle könnten zwar je nach Modell durchaus bis zu 50.000 Kilometer betragen – allerdings hänge das von Fahrprofil und Einsatzbedingungen ab. Bei häufigen Kaltstarts, dauerndem Kurzstreckenverkehr oder längeren Fahrten unter Volllast könnten die Intervalle auch kürzer ausfallen, räumt VW ein. Eine Argumentation, die Kfz-Meister Zöfelt nicht teilt. Denn trotz verschiedener Fahrer und unterschiedlichster Einsatzzwecke werde die vorgegebene Intervalllänge nicht erreicht.
Um weiteren Ärger zu vermeiden, hat VW nun die Maximalleistungen aus seinen Broschüren getilgt, da, wie ein VW-Sprecher erklärt, „die Kunden, vor allem die Flotten, die angegebenen Laufleistungen fehlinterpretiert haben“. Von einem Zurückfahren des Service-Intervalls will er nichts wissen. Es gelte seit Einführung des Golf V weiter ein Inspektionsintervall von 60.000 Kilometern. Allerdings weisen die Wolfsburger neuerdings in den Betriebsanleitungen darauf hin, dass Dieselfahrzeuge spätestens nach 30.000 Kilometern mit frischem Öl versorgt werden müssen.
Doch damit nicht genug: Wie Kfz-Meister Zöfelt berichtet, habe er bei neuen Fahrzeugen aus dem Konzern „bei der Auslieferungsdurchsicht vereinzelt festgestellt“, dass auf dem Chip des Bordcomputers inzwischen nicht mehr das versprochene Longlife-Intervall programmiert ist – dort war nur noch eine Maximaldistanz von 25.000 Kilometern zwischen den Wartungen vorgesehen.
Grüsse aus Hamburg
Sonny und Günter
seit 10.01.2015 Small Touran ( Sportsvan ) Fahrer