Tach zusammen!
Bin gerade aus dem Kroatien-Urlaub zurück und habe meine ersten Erfahrungen mit dem Vivi gemacht.
Da wir unserem Omega 2,0 16V die Tor-tour mit Wohnwagen (Hobby 560Kmfe, 1600kg) nicht mehr zumuten wollten, kam das Angebot eines Freundes, uns den Vivaro 1,9l CDTI, 74kW, zu überlassen gerade recht. Nachdem die Sitzverteilung für 2 Kinder (2.Reihe) und Hund (Collie, 3.Reihe) feststand, bot die Langversion noch reichlich Platz für Nützliches und Unnützes. Sehr positiv war jedoch die Entlastung des WW durch verstauen von Vorzelt, 2 Fahrrädern, Schlauchbooten und übriger loser Ausrüstung im Vivi, wobei die Ladeguthöhe nicht einmal die Lehne der dritten Sitzreihe überstieg. Test auf geeichter Waage: Gespanngewicht 4000kg, davon WW 1580kg.
Als Zugfahrzeug ist der Vivi einfach ideal.
Durch seine wuchtigen Ausmaße ist er ein toller Windschattenspender für den WW (Breite 2,50m Höhe 2,57m). Mach das mal mit ´nem Pkw...und dann erst der "Katzeneffekt": Wenn die Außenspiegel durchpassen, paßt auch der Rest. Außerdem ist der Abstand von der Hinterachse zur Anhängerkupplung sehr gering, was die Pendelneigung extrem eindämmt. 100km/h waren kein Thema und selbst bei 110 - 120 km/h war keine Unruhe im Gespann zu spüren - wären da nicht die ausgefahrenen Lkw-Spuren.
Überhaupt war ich von dem Fahrwerk überrascht. Selbst auf schlechten kroatischen Inselsträßchen oder slowenischen Landstraßen dritter Ordnung schüttelte sich der Vivi bestenfalls mal kurz und vergessen war´s. Da gab´s kein Nachschwingen oder Aufschaukeln, niemandem wurde übel und es fiel auch keiner im Tiefschlaf von der Sitz- äh, Liegebank.
Leichte Steigungen nahm der Vivi ohne Probleme, bei extrem langen oder steilen Steigungen reichen die 240Nm aber nicht mehr aus. Da ziehen andere Gespanne mit Sharan/Galaxy, Kia Carnival & Co. locker vorbei. Etwas merkwürdig kam mir bei der Alpenüberquerung die Temperaturanzeige des Kühlwassers vor: Sie verharrte wie festgenagelt bei 95°C und muckste weder bei steilen Anstiegen noch bei Gefälle.
Der Verbrauch lag zwischen 11,3 und 11,8l/100km.
Etwas kritisch und skeptisch stand ich anfangs der spartanischen Basisausführung gegenüber. Getreu dem Motto: "A missing part will never break" war alles manuell betätigt, nix ließ sich besonders Komfortabel bedienen oder einstellen. Der Luxus endete bei Klimaanlage und Basis-Cassettenradio. Na schön, es war Urlaub und warum nicht mal wieder die alten Cassetten raussuchen.
Auf den folgenden 2800km habe ich wieder einmal mehr verstanden, wie wenig man eigentlich zum glücklichen Autofahren braucht und von wieviel blödsinnigem Zeug uns die Industrie glauben lassen will, dass wir ohne den Krempel niemals ankämen. Das einzige, was ich wirklich vermißt habe, waren ein paar Armlehnen. Ansonsten kann ich nur sagen, das der Vivi in jeder Hinsicht riesig ist und sich bequemer fahren läßt, als es zunächst erscheinen mag. Der graue Hartplastiklook ist anfängs gewöhnungsbedürftig, aber man kann damit leben. Wenn man erst einmal den praktischen Nutzen erkannt hat, nimmt man die kleinen Unannehmlichkeiten gerne in Kauf. So hatte unsere Tochter(5) keine Chance die Schiebefenster selber zu öffnen oder zu schließen.
Die Parkplatzsuche gestaltete sich häufig problematisch, ließ sich mit etwas Geschick aber immer lösen. Ortsdurchfahrten in kleineren Gassen dagegen nicht immer und einmal mussten ca. 15 Pkw hinter mir zurücksetzen weil ein Wendekreisel so zugeparkt war, dass ich chancenlos festsaß. Erstaunlicher Weise geht sowas in südlichen Ländern völlig easy und ohne Hupkonzert. In Deutschland wirst Du in ähnlicher Situation direkt zusammengesch...
Da bei uns nun eh eine Kaufentscheidung ansteht und wir eigentlich zu Galaxy & Co tendierten, bin ich froh über diese längere Testfahrt mit dem Vivaro. Er mag zwar nicht so komfortabel ausgestattet sein und birgt sicher auch seine Nachteile (z.B. Parkhäuser/Parkplätze). Aber die Kurversion ist auch nicht länger als unser Omega, der Nutzfaktor ist wesentlich höher, der tatsächliche Komfort bezüglich Platz ist nahezu unschlagbar und unter uns: Ich bin nach 18 Stunden Fahrt noch aus keinem Auto(-sitz) ausgestiegen ohne dass ich meine Knochen neu sortiert hätte. Hinzu kommt noch, dass der Vivi bis 210kg auf´s Dach packen darf, was für den Camper mit Wassersportambitionen nicht uninteressant ist, zumal im Zubehör eine wirklich gut nutzbare Dachgalerie erhältlich ist, auf der sich eine Bootsschale sicher unterbringen und transportieren läßt.
Wünschenswert wäre dann allerdings die 2,5 CDTI-Maschine, einfach um im Gespannbetrieb mehr "Bumms" zu haben.

Bess demnäx, Uli