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Re: Zafira oder Touran (603 Klicks)

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Manfred (Gast)  
27.01.03
Hallo,
für Alle die nocht nicht glauben, dass alle Hersteller nur mit Wasser kochen, ein Artikel aus Spiegel- Online:

Hightech ohne Frostschutz

Ein Konstruktionsfehler lässt VW-Motoren bei Kälte kollabieren. Die Entwickler
schufen Aggregate aus Aluminium - ohne sie ausreichend zu erproben.
Die Schadensbilder waren ebenso klar wie ungewöhnlich: Nach mehreren Tagen
Dauerfrost streikten erstmals im vergangenen Winter reihenweise VW-Modelle. Ihr
Ölkreislauf war von einer Substanz blockiert worden, die dort nicht hingehört:
Eis.
Gefrorenes Kondenswasser verschloss die Leitungen des Schmiermittels. Die
Technik reagierte gnadenlos: Binnen weniger Sekunden verendeten die meisten
Motoren mit einem lauten Kreischen.
Etwa 5000 solcher Motorschäden, schätzt das Fachblatt "Auto Bild", seien bislang
aufgetreten. VW nennt keine Zahlen und sieht bis heute auch keinen Grund für
einen Rückruf.
Immer nur ein Motorentyp stirbt den plötzlichen Kältetod: der seit 1996
verfügbare kleine Vierzylinder mit 1,0 und 1,4 Liter Hubraum. Er wird in den
VW-Modellen Lupo, Polo und Golf sowie in einigen Exemplaren der Tochtermarken
Seat und µkoda angeboten.
Das Aggregat, dem es offenkundig am nötigen Frostschutz mangelt, ist im Prinzip
ein Hightech-Exemplar. Fast alle Hersteller fertigen die Gehäuse solch kleiner
Motoren aus Grauguss. Die VW-Techniker entschieden sich für ein leichteres und
teureres Material: Aluminium.
Das Leichtmetall, räumte VW-Sprecher Jens Bobsien vergangenen Freitag erstmals
ein, ist nach jüngsten Erkenntnissen wohl der Hauptgrund für die Eisbildung im
Ölsumpf. Aluminium kühlt beim Abstellen des Motors schneller aus als Grauguss.
Im Gehäuse bildet sich deshalb leichter Kondenswasser. Es sammelt sich in der
Ölwanne und gefriert bei extremer Kälte.
Auch die Herkunft der Feuchtigkeit steht fest: Bei allen Kolbenmotoren dringen,
vor allem während des Kaltstarts, wasserhaltige Treibstoffgase ("Blow-by-Gase")
an den Zylinderwänden entlang in das Kurbelgehäuse und kondensieren dort. Wird
der Motor betriebswarm, verdampft dieses Kondensat sofort wieder und entweicht
als Gas durch die Gehäuseentlüftung.
Wird das Auto jedoch nur auf sehr kurzen Strecken gefahren, wird der Motor nicht
warm genug, und das Kondenswasser kann ins Ölbad sickern - normalerweise nur in
unproblematischen Mengen.
Aluminiummotoren jedoch sind in diesem Betriebszustand besonders empfindlich.
Wegen ihrer unrunderen Zylinderbohrungen produzieren sie mehr "Blowby-Gase" und
kühlen schneller aus - was die Kondensation begünstigt. Bei kleinen Baugrößen
ist der Effekt umso gefährlicher, weil schon geringe Kondensatmengen die
Schmierfähigkeit mindern.
Fast kein anderer Hersteller setzt Alu-Leichtmetallmotoren in kleinen
Hubraumklassen ein, wo der Gewichtsvorteil ohnehin nur gering ist. Zu den
Ausnahmen zählt Peugeot. Die kleinen Alu-Motoren der Franzosen haben jedoch
keine Probleme mit Eisbildungen. Die Peugeot-Techniker führen dies unter anderem
auf eine gute Entlüftung zurück.
Bei VW lag genau an dieser Stelle offenbar der zentrale Schwachpunkt. Der
Entlüftungsschlauch ist bei dem Wolfsburger Modell so ungünstig gelegt, dass er
zuweilen komplett zufror und überhaupt keine Feuchtigkeit mehr entließ.
VW ließ deshalb bereits Ende 1999 Verbesserungen in die Serienfertigung des
Motors einfließen: Der Entlüftungsschlauch wird seither elektrisch beheizt.
Extreme Kurzstrecken bei extremer Kälte, beteuert VW-Sprecher Bobsien, seien
inzwischen immerhin ins Standard-Testprogramm neuer VW-Modelle eingeflossen.
Alle bisher aufgetretenen Schäden sollen zu 100 Prozent kostenfrei repariert
werden, allerdings nur bei eindeutig nachgewiesener Eisbildung im Ölsystem.
Genau dieser Nachweis dürfte nicht immer leicht fallen. Denn bei der Analyse des
Schadens ist das Eis gewöhnlich längst geschmolzen - vor allem, wenn der
plötzlich ungeschmierte Motor heiß läuft und womöglich sogar Feuer fängt.
Lupo-Fahrer Matthias Fries aus Remlingen bei Würzburg steuerte seinen Kleinwagen
auf einen Autobahnparkplatz, weil Rauch aus dem Motorraum drang. Dort brannte
der VW aus. Der örtliche Händler vermutete die berüchtigte Vereisung als
Brandursache. Doch wenig später kamen Experten aus Wolfsburg, die das
bestritten. Fries konnte es egal sein, da das geleaste Auto ohnehin voll
versichert war.
Sämtliche betroffenen Modelle zu Nachbesserungen in die Werkstätten
zurückzuholen, hält VW nicht für nötig. Latent lastet das Wolfsburger Management
den Fehler noch immer mehr den Kunden als dem Motor an: Die Schäden, so Sprecher
Bobsien, seien lediglich bei einem "ungewöhnlichen Fahrerprofil" aufgetreten.
Immerhin sollen bald alle Halter der betroffenen Fahrzeuge angeschrieben werden.
Sie können die verbesserte Entlüftung auf Wunsch kostenlos nachrüsten lassen.
Die Teile dafür stehen derzeit jedoch noch nicht zur Verfügung.
Sollten die Temperaturen in diesem Winter noch einmal stark sinken, können sich
die VW-Händler auf einen Ansturm verunsicherter Kunden gefasst machen. Allein in
Deutschland sind 78 000 Lupo und 40 000 Seat Arosa mit den kälteempfindlichen
Motoren unterwegs.
Manche Händler warnen inzwischen vorsorglich mit einem schriftlichen Hinweis auf
dem Rechnungspapier, der den Kleinwagenfahrern eher befremdlich erscheinen
dürfte: "Kurzstrecken möglichst vermeiden."



Manfred
ThemaAutorDatum/Zeit

Zafira oder Touran (876 Klicks)

HH-Michel27.01.03

Re: Zafira oder Touran (603 Klicks)

Manfred27.01.03



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