Hallo Tomes,
nein, das Entlüften funktioniert genau, wie Du es beschrieben hast.
Es gibt i.W. noch zwei weitere Methoden:

1. Den Bremsflüssigkeitsbehälter natürlich über einem stets ausreichendem Flüssigkeitsstand mit Druck beaufschlagen.
2. Per Vakuum aus dem Entlüfternippel saugen

Der Vorteil bei denen ist, dass der Hauptbremszylinder geschont wird. Besonders bei älteren Fahrzeugen haben sich auch da Kolben und Zylinder im gewöhnlichen Arbeitsweg eingearbeitet. Wenn beim Entlüften der Druck weg ist, dann wird beim Durchtreten des Pedals "bis zum Boden" der Kolben über Bereiche bewegt "die er nie zuvor gesehen hat", und dabei inbesondere auch immer wieder über die kleine Kante am gewöhnlichen Ende des Arbeitsweges. Mir ist zwar bei dieser traditionellen Methode noch nie ein Hauptbremszylinder kaputt gegangen, aber zum Wechsel der Bremsflüssigkeit bevorzuge ich Methode 2, anstatt da alles mühselig per Fuß durchzupumpen.

Ein solches Entüftergerät ist schnell gemacht.
Dazu reicht ein alter, etwas starrer möglichst transparenter kleiner Kanister o.ä. "bremsflüssigkeitsresistenter" Behälter. Am Einfüllstutzen einen Staubsauger angeschlossen und ebenfalls von oben in den Behälter ein kleines passendes Loch gebohrt, durch das der Entlüftungsschlauch (Silikon aus dem Modellbau geht da super) stramm durchgeht und möglichst bis zum Boden des Behälters geführt wird. Dann genügt es, den Entlüfterschlauch an den Nippel zu stecken, den Staubsauger anzuschalten, den Nippel zu öffnen und zuzusehen, wie die alte Flüssigkeit im Kanister landet, während evtl. ein Helfer ständig den Pegel im Bremsfüssigkeitsreservoir im Auge behält und bei Bedarf gleich nachgießt. Wichtig, denn das geht meist erstaunlich flott - je nachdem, wie weit man den Nippel aufdreht,wie die Performance des Staubsaugers ist usw. . Evtl. lieber einen alten oder einen Industriestaubsauger, denn wenn man nicht aufpasst und der Kanister zu voll wird, könnte es passieren, dass versehentlich Bremsflüssigkeit in den Staubsaugergerät. Besondere Anforderungen an die Saugkraft gibt es da nicht. Ich hab übrigens nicht direkt den dicken Staubsaugerschlauch an den Kanister geflanscht, sondern da einen dünneren zwischengeschaltet, was das Geschehen im Kanister durchaus etwas beruhigen kann. Man kann auch eine Klemme als Drosselventil an den Schlauch machen etc.
Wichtig ist natürlich, dass der Vorratsbehälter nie leer wird. Wenn das passiert und dabeiLuft in den ABS-Block gerät, ist das angeblich schlecht bis gar nicht mit der traditionellen Methode zu entlüften. Mit Saug- oder Druckmethode schon eher, aber auch nicht sicher, denn bei vielen Systemen muss man dann da drin extra die Regel-Ventile elektrisch aufsteuern, damit man die Luft da wieder rauskriegt.
Wenn man aber darauf achtet, dann klappt das mit der Vakuummethode materialschonend, gut und schnell. Auch wenn man evtl. etwas schlechter als bei der traditionellen Methode erkennen kann, ob wirklich keine Luft mehr im System ist, weil am Nippel u.U. etwas "Nebenluft" gezogen wird, die dann zwar in den Schlauch, aber natürlich nie in die Bremsanlage kommt. Man kann ja noch ein paar wenige der von Dir beschriebenen "Drauf aufs Pedal - Nippel auf - Pedal gibt nach - Nippel zu - Pumpen bis Druck"-Zyklen anschließen, falls man mit der Pedalhärte nicht zufrieden sein sollte.

Mit dem gleichen Bastel-Absaug-Konstrukt habe ich übrigens mal das nach 15 Jahren doch sehr braun gewordene ATF von oben aus meiner Servolenkung gesaugt. Klar kriegt man so auf einmal nicht alles raus. Aber mit ein zwei Teilersetzungen und zwischendurch mal hin -und herlenken zum Mischen, schafft man es so ohne größeren Aufwand und Sauerei, statt der braunen Brühe wieder klares rotes ATF da drin zu haben. Mit dem neuen Saft kommen m.W. auch wieder Weichmacher für die zahlreichen Dichtungsringe in der Lenkung ins System, was einem evtl. Verschleiß / Leckage im höheren Fahrzeugalter erspart.

VG
Alex



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