Willkommen! Anmelden Kostenlos registrieren!

Langzeittest.de
Autos im langjährigen Alltagstest bei Privatpersonen
Diskussionsforen zu unseren Testfahrzeugen


Erweiterte Suche

Re: Leonie - Stadtpilot (1100 Klicks)

In diesem Forum können zur Zeit keine Beiträge verfasst oder geändert werden. Eine Anmeldung ist ebenfalls nicht möglich.
Touran Nr. 2; PLZ 381xx, BS
09.10.10
"Leonie" ist ohne Zweifel ein VW der aber nicht von Volkswagen vorgestellt wurde sondern mit dem das Institut für Regelungstechnik der TU Braunschweig die erste Testfahrt im öffentlichen Verkehrsraum unternommen hat.
Nachfolgend Informationen aus der Braunschweiger Zeitung vom 09.10.2010:


Fahrerloses Auto besteht Testfahrt

Forschungswagen "Leonie" rollt unfallfrei durch Braunschweigs Straßen - Forscher: Ein Meilenstein erreicht

Von Katrin Teschner

BRAUNSCHWEIG. "Leonie" hat ihre Prüfung bestanden, das Forschungsfahrzeug rollte gestern fahrerlos über den zweispurigen Stadtring - unfallfrei. Weltweit war es die erste Testfahrt mit einem automatisch fahrenden Auto im normalen Verkehr.

"Für unser Team ist dieser Tag wahnsinnig wichtig. Bei der Entwicklung von Fahrzeug-Assistenzsystemen haben wir einen großen Meilenstein erreicht", freute sich Professor Markus Maurer, Leiter des Instituts für Regelungstechnik der TU Braunschweig. "Stadtpilot" ist ein Forschungsprojekt der TU und ihres Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik.

Mit Hilfe von Sensoren und Lasertechnik kann "Leonie" ohne fremde Hilfe auf einer bekannten Strecke fahren. Wie von Geisterhand gesteuert, rollte der umgebaute VW Passat auf dem befahrenen Stadtring, hielt selbständig die Spur, stoppte vor Ampeln, wich Hindernissen aus und passte sein Tempo dem fließenden Verkehr an.

Bisher fanden derartige Versuche ohne Fahrer nur auf einem Testgelände oder auf gut strukturierten Strecken wie Autobahnen statt. Doch ganz ohne Mensch am Steuer kommt auch "Leonie" noch nicht aus: Projektleiter Jörn Marten Wille saß hinter dem Lenkrad, um im Notfall eingreifen zu können.

"Leonie muss nicht nur die Verkehrsregeln beherrschen, sondern auch all das, was auch ein Mensch zum Autofahren braucht: Sie muss ihre Umwelt sehen, Entscheidungen treffen und alleine Gaspedal, Bremse und Lenkrad bedienen", erklärte Wille. Bis das Auto ganz ohne Sicherheitsfahrer auskomme, werde es noch eine Weile dauern.

Selbstfahrende Autos wie "Leonie" sind Grundlage für die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen. Die Technik soll Fahrzeuge sicherer machen und die Fahrer im Verkehr entlasten.

Braunschweiger Zeitung: 9. Oktober 2010, Titelseite, Seite 01

© Braunschweiger Zeitungsverlag, 2010







Reportage Unterwegs mit Leonie

Zum ersten Mal hat ein vollautomatisch gesteuertes Fahrzeug eine Strecke im realen Straßenverkehr zurückgelegt - und kein Fahrer hat gelenkt. Ein Erfahrungsbericht.


Wie von Geisterhand durch den Verkehr

Das Forschungsauto der TU Braunschweig ist ein Wunderwerk - noch kommt es nicht ganz ohne Menschen aus

Von Katrin Teschner

"Leonie" ist noch Anfängerin, dafür macht sie ihre Sache aber sehr gut. Jeden Fahrgast empfängt sie zu ihrer Prüfung mit den freundlichen Worten: "Herzlich Willkommen. Mein Name ist Leonie. Ich begrüße Sie zur Fahrt auf dem Braunschweiger Stadtring." Wenn man sich schon einem Auto ausliefert, ist man dankbar, wenn es wenigstens mit einem spricht.

Es ist Freitagmittag, "Leonie" biegt von der Pockelsstraße ab auf die zweispurige Fahrbahn, fädelt sich ein in den dichten Verkehr. Sie beschleunigt, etwas zuckelig zwar, aber sie weicht nicht von ihrem Kurs ab. An der Kreuzung springt die Ampel auf Rot, Leonie bremst. Dann wechseln die Lichter auf Gelb und von Gelb wieder auf Grün, die Autos fahren an, Leonie auch. Meter für Meter schiebt sich die Kolonne vor, bis es wieder zum Stillstand kommt.

"Bei der nächsten Phase rutschen wir rüber", sagt Jörn Marten Wille. Der Projektleiter vom Institut für Regelungstechnik der TU Braunschweig sitzt auf der Fahrerseite des Wagens, aber er fährt nicht. Er hält seine Hände so, als drücke ihm jemand auf dem Rücksitz eine Pistole in den Rücken, hoch und weit von sich gestreckt. Wie von Geisterhand dreht sich das Lenkrad, als "Leonie" abbiegt.

Es ist eine besondere Fahrt, denn mit dem Forschungsfahrzeug hat die TU Braunschweig erstmals ein automatisch gesteuertes Auto in den dichten Verkehr einer Stadt geschickt. Wenn alles glatt läuft, wird die Tour in die Geschichte eingehen. Entsprechend groß ist das Interesse an dieser Testrunde. Am Straßenrand stehen Schaulustige mit Fotoapparaten und Videokameras in den Händen. Einige klatschen, als Leonie vorbeifährt.

Das Auto ist ein technisches Wunderwerk. Es braucht keinen Fahrer mehr, niemanden, der am Lenkrad kurbelt, auf das Gaspedal oder auf die Bremse drückt. Es macht das alles alleine, ganz automatisch. Über Satellitenortung kann "Leonie" ihre Position berechnen. Laserscanner und Radarsensoren sorgen dafür, dass sie ihr Umfeld in jedem Moment wahrnehmen und die Informationen im Rechner weiterverarbeiten kann. Sie fährt bis zu 60 Stundenkilometer schnell und hält trotzdem die Spur, erkennt Hindernisse und passt den Abstand dem fließenden Verkehr an. Nur zur Sicherheit ist Wille dabei, falls der Wagen doch nicht so reagiert, wie er soll.

Außerdem gibt es auch noch Grenzen: Links abbiegen an einer Kreuzung kann "Leonie" zum Beispiel noch nicht. Auch nicht automatisch an roten Ampeln anhalten. Die entsprechenden Befehle müssen per Hand in den Rechner eingegeben werden. Deswegen sitzt Tobias Nothdurft auf dem Beifahrersitz. "Aber irgendwann wird auch das automatisch klappen", ist der wissenschaftliche Mitarbeiter überzeugt.

Trotz aller Schwierigkeiten - für das Team der TU Braunschweig und des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik ist mit "Leonies" Jungfernfahrt ein Meilenstein erreicht. Bislang fanden Tests mit fahrerlosen Autos auf abgesperrten Versuchsgeländen statt, 2007 etwa hatte die TU mit dem VW Passat Variant "Caroline" erfolgreich an einem weltweit führenden Wettbewerb autonomer Fahrzeuge teilgenommen, in einem kontrollierten Szenario. "Leonie" ist die konsequente Weiterentwicklung von "Caroline", quasi ihre Tochter. Seit Anfang des Jahres führt das "Stadtpilot"-Team Fahrversuche auf dem Gelände der ehemaligen Heinrich-der-Löwe-Kaserne in Rautheim durch. Rund 350000 Euro hat die TU aus Eigenmitteln in das Projekt investiert. Mit Erfolg, wie sich nun zeigt.

"Leonie" hat ihre Fahrtrichtung gewechselt und ist wieder auf dem Rückweg. Als ein Auto vor ihr abrupt bremst, zuckt Wille zusammen und ergreift das Lenkrad. Sofort ist die Automatik ausgeschaltet. "Abschaltursache: Fahrereingriff", sagt die freundliche Frauenstimme aus dem Bordcomputer. Wille grinst. "Da war ich wohl ein wenig ängstlich." Die menschlichen Reflexe lassen sich nicht einfach ausschalten, auch wenn das Vertrauen der Wissenschaftler in "Leonies" Fähigkeiten groß ist.

Vor dem Altgebäude der TU warten die nächsten auf eine Probefahrt. Kamerateams und Journalisten aus ganz Deutschland drängen sich um das Auto, das gerade seine erste öffentliche Testfahrt bestanden hat.

"Vielen Dank", sagt Leonie artig, als Wille die Automatik ausschaltet. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt, bis zum nächsten Mal!"

Professor Markus Maurer, Leiter des Instituts für Regelungstechnik, steht auf den Stufen des Universitätsgebäudes und atmet erleichtert auf: "Für unser Team ist dieser Tag wahnsinnig wichtig", sagt er.

Die Forscher wollen durch diese Tests vor allem so genannte Fahrerassistenz-Systeme verbessern. Diese sollen uns Menschen unterstützen, eingreifen, wenn es brenzlig wird und dabei helfen, Unfälle zu vermeiden. Tatsächlich reagiert "Leonie" schneller als jeder Mensch, wenn plötzlich große Hindernisse in ihrem Weg sind; wenn allerdings kleinere unvermittelt auftauchen, etwa Hunde oder Kaninchen, haben noch Fahrer die Nase vorn.

Bis sich ein Auto ganz alleine durch den Verkehr manövrieren kann, werden deshalb noch Jahre vergehen. "Wir sind noch weit weg von einer Serienreife", sagt Maurer. Ihm hat das Projekt vor allem auch eines gelehrt: Bescheidenheit. Es gehe schließlich nicht nur darum, Systeme zu entwickeln, die Verkehrsregeln erkennen, sondern auch Entscheidungen treffen und die Umwelt verstehen können. "Da erkennt man, was für ein Genie der Mensch doch ist."

Braunschweiger Zeitung: 9. Oktober 2010, Hintergrund, Seite 03

© Braunschweiger Zeitungsverlag, 2010

Touran HL 2.0 TDI, DPF, 103 kW, DSG, Platinum Grey, Modelljahr 06
ThemaAutorDatum/Zeit

Leonie - Stadtpilot (1223 Klicks)

hoffyfuhri09.10.10

Re: Leonie - Stadtpilot (476 Klicks)

Stefan Kinzel09.10.10

Re: Leonie - Stadtpilot (1100 Klicks)

Hans-BS09.10.10



© 2000-2017 Langzeittest.de e.V. wwwlangzeittestde