Hallo zusammen!

Heute war es endlich so weit, die Probefahrt mit dem (aus meiner Sicht) stärksten Rivalen stand an: Dem Toyota Corolla Verso D-CAT

Technische Daten des Fahrzeugs etc. sollten ja in etwa bekannt sein, oder sind auch über die Toyota-Homepage zu erfahren, weshalb ich mich hier vor allem auf die subjektiven Eindrücke im Vergleich mit dem Touran konzentrieren will.

Der folgende Bericht gibt meine subjektive Erfahrung wieder, an den Stellen, wo ich mit (meinem!) Touran vergleiche, versuche ich jedoch so objektiv wie möglich zu sein.

Zunächst sahen wir uns das Fahrzeug im Schauraum genauer an, da bei dem Toyota-Händler (wohlgemerkt, Samstagmorgen 09:30 Uhr!) schon eine Menge los war, neben uns waren schon 3 andere Kunden da und 4 Verkaufsberater, und das, obwohl das Autohaus relativ klein ist. Außerdem war unser Probe-Fahrzeug lotterleer gefahren, weshalb es erstmal getankt wurde, wodurch wir genug Zeit hatten, uns das Exemplar (Linea Sol) im Schauraum anzusehen. Daher erstmal zur

Karosserie

Als eingefleischter Piech-Fan ist man ja gewohnt, erstmal nach den Spaltmaßen zu sehen. Hier gab es zumindest am Schauraum-Exemplar nix auszusetzen, lediglich das Blech am Übergang zu den Heckleuchten hätte man etwas sorgfältiger entgraten können (eine Stelle, die bei geschlossener Heckklappe nicht sichtbar war), das war aber auch das einzige, was man bemängeln konnte. Etwas unschön ist die Heckwischerdüse untergebracht (oben als „Gummiknubbel“, sieht nicht so hübsch aus, aber solange sie dicht ist…)
Alle Türen und die Heckklappe schlossen leicht beim ersten Versuch und absolut klapperfrei, die Heckklappe übrigens auch dann, wenn alle anderen Türen zu waren. Für mich als Touran-Fahrer eine absolut neue Erfahrung… Für die Verkaufsberater offensichtlich auch, die haben diesen Teil der „Inspektion“ mit einem leichten Schmunzeln beobachtet.
Da es sich um einen Linea Sol handelte, waren die Seitenscheiben getönt, die Tönung ist etwas grauer und dunkler als beim Touran, und sieht fast schon so dunkel aus wie mit Folie getönt, gefiel mir sehr gut.
Interessant auch die Frontwischer (gegenläufiges System), es gibt einen großen Wischer auf der Fahrerseite und einen kleinen für links, die Wischer sind nicht so schön versenkt wie am Touran, dafür kann man sie aber jederzeit hochklappen, ohne die Motorhaube zu ruinieren.
Soweit von „außen“, kommen wir zum

Innenraum

Wir haben uns beim Innenraum von hinten nach vorne „durchgearbeitet“, weshalb ich auch in dieser Reihenfolge weitermache.
Der begutachtete Wagen war ein 7-Sitzer, weshalb wir die hinteren Sitze erstmal wegklappten, um besser mit „unserem“ vergleichen zu können.
Die Ladefläche und auch der „Eingang“ zur Ladeluke sitzen beim Verso etwas höher, wodurch (auch durch das nach hinten abfallende Dach) etwas Ladehöhe im Vergleich zum Touran verloren geht. Die umgeklappten Sitze tragen ungefähr genau so „dick“ auf wie beim Touran.
Die zweite Sitzreihe lässt sich ganz easy umklappen, und es entsteht eine vollkommen glatte Ladefläche (mit Filzstoff beschichtet). Obwohl durch dieses System im gesamten Laderaum nutzbare Höhe verloren geht, ist das für mich die absolute Referenz, da ich mich beim Touran schon zweimal bei einem Spontankauf von Möbeln darüber geärgert habe, dass man die Sitze immer vorher ausbauen muss und daher nicht richtig flexibel ist.
Geringe Abstriche muss man bei der Beschaffenheit der Materialien im Innenraum machen. Die Verkleidung der Türen innen ist nicht so schön wie beim Touran, und auch der Griff zum zuziehen der hinteren Türen ist weder schön (schwarze Kunststoff-Griffmulde) noch ergonomisch angebracht. Es gibt zwar „silberne“ Zierleisten, die jedoch aus lackiertem Kunststoff sind. Hier macht das Interieur beim Touran (zumindest beim Highline) eindeutig etwas mehr her.
Auch bei Toyota weiß man offensichtlich nicht so recht wohin mit den Gurten, denn auch hier verhaken sich Gurte gern hinter dem Sitz, z.B. wenn man ihn versenkt hatte und wieder hochklappt. Aber an solche Probleme ist man ja als „Touristi“ gewohnt…
Richtung vorne bessert sich der Eindruck wieder, im Cockpit fühlt man sich richtig wohl. Das MFL-Lederlenkrad ist sowohl optisch als auch haptisch eine Augenweide, im Bereich, wo man es anfasst, ist es mit fein gelochtem Leder versehen, der Rest ist mit Glattleder überzogen. Die Naht wurde mit einem sehr hellen Faden genäht, wodurch die Naht sehr schön absticht. Selbst Audi könnte das nicht besser. Dagegen sieht das LLR im Touran richtig arm aus.
Das Armaturenbrett gefiel mir persönlich besonders gut, da es im Mittelbereich mit einem ähnlichen Kunststoff wie beim New Beetle (mit ganz feinen „Pickeln“) gestaltet wurde. Das gefiel mir beim Beetle schon gut, weil es sich klasse anfühlt. Der linke und rechte Bereich besteht aus fein genarbten Kunststoff, ähnlich wie beim Touran. Übrigens erkennt man auch beim Toyota die Sollbruchstellen für den Airbag, wie auch im Touran. Das mittlere Ablagefach ist recht klein (vor allem von der Tiefe her), Geldbeutel passt aber locker rein.
Der Verso hat zwei Handschuhfächer, eins öffnet nach oben, eins nach unten. Das nach oben öffnende stand beim Probefahrt-Exemplar auch ca. einen Millimeter über den Rest des Armaturenbretts hinaus, d.h es gab einen kleinen Absatz zwischen der Kante des Fachs und des Armaturenbretts. Dafür war es gerade... Handschuhfach einbauen scheint auf der ganzen Welt eine sehr anspruchsvolle Arbeit zu sein.
Etwas ärmlich ist die Mittelarmlehne, viel zu schmal und sehr filigran, deshalb gleich wieder weggeklappt. Zwischen den Sitzen gibt es drei Dosenhalter (einer davon kann mit einem Ascher bestückt werden) und ein Ablagefach, allerdings ohne Deckel. Das ist beim Touran mit der MAL schöner gelöst.
Insgesamt fällt auf, dass es bezüglich der Ablagen etwas mau aussieht. Keine Schubladen unter den Sitzen, keine Fächer im Boden vor den Sitzen der 2. Sitzreihe. Lediglich die Ablagen in den Türen sind ähnlich praktisch wie beim Touran.
Sonst eigentlich keine weiteren Auffälligkeiten, außer vielleicht noch die Klimaanlage, es handelt sich zwar um eine automatische, jedoch ohne zwei Klimazonen.
Die Sitze empfand ich von Anfang an sehr bequem, nicht zu hart, nicht zu weich. Sehr angenehm fand ich die etwas weicher als beim Touran gepolsterten Seitenwangen am Sitz, wodurch jedoch auch ein bisschen an Seitenhalt verloren geht, dazu aber später mehr.
So, mittlerweile ist das Probefahrt-Exemplar betankt, und es geht weiter mit der

Einweisung zur Probefahrt

Der Verkäufer (übrigens sehr nett und unaufdringlich, im Vergleich zu anderen Toyota-Verkäufern eine positive Ausnahme) hat zunächst grob mit der Bedienung vertraut gemacht. Wer meint, das Gepiepse des Gurtwarners beim Touran nervt, sieht hier, wie die Steigerung aussieht. Man steckt den Schlüssel wie beim Passat in den Schacht (jetzt weiß ich auch, wo VW das abgeguckt hat), und schon geht das Gepiepse los… und wenn man sich anschnallt, geht es locker weiter, wenn z.B. noch die Tür aufsteht. Seltsame Logik, denn wenn man dann den Motor startet (auf Knopfdruck), piepst es nicht mehr, auch wenn die Tür immer noch offen ist. Gewöhnungsbedürftig ist zunächst auch die Tatsache, das alles über insgesamt drei Hebel am Lenkrad gesteuert wird. Am Blinkerhebel sind die Schalter fürs Licht, rechts wie gehabt Scheibenwischer, und rechts unten Tempomat. Für einen ordnungsliebenden VW-Fahrer ein echtes Wirrwarr, hier hat VW echt die Nase vorn.
So, jetzt hat uns der Typ aber lang genug zugetextet, also ab mit der Kiste zur…

Probefahrt

Da die Karre noch kalt war, bin ich zunächst ein Stück Landstraße gefahren, aber auch hier konnte man gleich merken, dass es sich beim D-CAT im Vergleich zum VW-PD um zwei vollkommen verschiedene Motoren handelt. Während der PD sowohl akustisch als auch anzugstechnisch „brutal“ zur Sache geht, ist der D-CAT eher der „sanfte Verführer“. Im Leerlauf an der Ampel herrscht eine fast Benziner-ähnliche Stille (nur die sanften Vibrationen lassen erkennen, dass es ein Diesel ist), und auch bei normaler Fahrt ist der Motor wesentlich leiser und kultivierter als der PD des Touran. Schätzt man die Fahrgeschwindigkeit an der Akustik, liegt man beim Verso stets um 20km/h daneben, d.h. währt man mit dem Verso 80km/h, hört es sich so an wie im Touran bei 60km/h. Klappern, Knistern, Dröhnen oder ähnliche Geräusche gab es nicht. Der Vorführer hatte 1800km auf der Uhr, fairerweise muss ich sagen, dass mein Touri zu dieser Zeit auch nicht klapperte.
Bedingt durch den großen Hubraum ist der Motor etwas träge, weshalb er rein gefühlsmäßig nicht so „hart“ antritt wie unser geliebter 2.0 TDI im Touran. Auch die geringere Geräuschkulisse lässt den Eindruck entstehen, es ginge nicht ganz so flott voran, wie es man es von 177PS erwarten sollte. Allerdings belehrt einem der Blick auf den Tacho eines besseren. Das Teil geht ruck-zuck auf 180km/h, die man mit knapp halb durchgetretenem Pedal locker halten kann. Tritt man dann voll durch, geht es locker-flockig bis knapp 220km/h laut Tacho… davon kann man als Touristi bisher nur träumen.
Man kann das Beschleunigungsverhalten sehr gut mit einem Flugzeug vergleichen, denn es verläuft sehr gleichmäßig (ohne den vom Touran gewohnten „Anfangsbums“ zwischen 2000 und 2500U/min), vermutlich wird sie daher nicht so „stark“ wahrgenommen. Übrigens hat das Aggregat keine Probleme, bis 5000 U/min zu drehen, was man aber wegen des Verbrauchs und des ab 4500 U/min spürbar schlechter werden Drehmoments eher lassen sollte.
Verbrauch ist ein Stichwort, leider ist der BC des Verso etwas spartanisch ausgestattet, d.h. es gibt keine Ebene 1 und 2, aber die einzige Anzeigeebene wurde beim Tanken angeblich zurückgestellt. Nach dem Autobahnausritt mit ausgiebigen Anzugs- und Vmax-Tests zeigte der BC 9.5 l/100km, der Touran braucht jedoch unter ähnlichen Bedingungen auch so viel.
Insgesamt und objektiv betrachtet hat beim Motor der Verso eindeutig die Nase vorn. PD-Einspritzdruck hin oder her, der D-CAT hat eine wesentlich harmonischere Kraftentfaltung, ist wesentlich laufruhiger und weniger „brummig“, und ein wesentlich größeres, sinnvoll nutzbares Drehzahlband (fast schon Benziner-like), außerdem ist „Turboloch“ für diesen Motor ein Fremdwort, das Drehmoment reicht locker zum Anfahren mit Leerlaufdrehzahl, und danach gibt es keinen nennenswerten „Leistungslöcher“ bis ca. 4200U/min.
Der PD des Touran mag bei „Ampelsprints“ einen gewissen Vorzug haben, aber bei höheren Geschwindigkeiten zeigt der Verso, wo es langgeht. Würde mich interessieren, wie die Karre erst abgeht, wenn sie richtig eingefahren ist…
Übrigens sollte man hier auch nicht vergessen, dass der Verso schon einen RPF an Bord hat, der VW-PD muss erst einmal beweisen, dass er mit RPF noch genau so spritzig ist wie vorher.
Ok, aber auch Japaner sind nicht perfekt, weshalb ich jetzt zum einzig größeren Manko am Verso kommen möchte. Der Verso wird in Bezug auf Windgeräusche ab 140km/h unheimlich laut, und zwar nicht nur was „rauschende“ Windgeräusche angeht (die sind in etwa vergleichbar mit dem Touran), sondern eher was „pfeifende“ Geräusche angeht, die mir vom Touran völlig unbekannt waren. Allerdings kann ich nicht sagen, ob das spezifisch für „mein“ Probefahrzeug war, oder ob das ein generelles Verso-Problem ist. Außerdem fiel auf, dass durch den geringen Querschnitt der Reifen (205/50 R17) die Querrillen ziemlich laut zu hören waren, beim Touri ist mir das nie so stark aufgefallen.
Ohne Beanstandungen ist hingegen das Fahrwerk. Ich hatte absichtlich die Probefahrt mit einer kurvigen Strecke Richtung Odenwald begonnen, und war überrascht, wie gut Toyota das Fahrwerk im Vergleich zum ersten Verso (der zu Recht als „Dschunke“ bezeichnet werden kann) hinbekommen hat. Es ist einen Tick weicher als das des Touran, aber trotzdem in Kurven ausreichend hart, die Straßenlage in den Kurven wird durch die etwas breiteren Reifen noch positiver beeinflusst. Bei ganz scharfen Kurven ist der Touran einen Tick besser, mit dem Touri kann man fast „rechtwinklig“ abbiegen, der Verso schiebt hier ein Stück mehr aus der Kurve heraus.
Es fiel uns außerdem auf, dass unser Vorführer leicht nach links zog, allerdings haben wir vorher nicht nach dem Luftdruck gesehen.
Für den verwöhnten VW-Fahrer ist evtl. noch zu bemängeln, dass die Klimaautomatik nicht ganz so elegant wie im Touran arbeitet. Im Touri reicht es normalerweise, 22 Grad einzustellen und gut is. Beim Verso muss man öfters mal 1-2 Grad rauf oder runter stellen, da die AC auf jeden Sonnenstrahl mit etwas zu kalter Luft und auf jeden Schatten mit etwas zu warmer Luft reagiert. Außerdem bläst im Auto-Betrieb der Lüfter immer relativ stark, das kann VW eindeutig besser.
So, jetzt war die mit dem Verkäufer vereinbarte Stunde fast rum, also machten wir uns auf den Rückweg. Da wir die „Executive“-Version hatten, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die Videoeinparkfunktion zu testen, ein wirklich sehr nettes Feature. Bei der Gelegenheit musste ich dann noch feststellen, dass der Rückwärtsgang nicht ganz so einfach rein ging (hatte ich im Toyota-Forum schon davon gelesen), was den Eindruck der ansonsten butterweich schaltenden Schaltung am Ende noch etwas trübte.
Nach der Probefahrt gingen wir wieder zum Verkäufer und hatten noch ein kleines

Gespräch nach der Probefahrt

Der Verkäufer fragte uns nach unseren Eindrücken und war auch sehr am subjektiven Vergleich mit dem Touran interessiert, und es wurde anschließend noch ein wenig gefachsimpelt. Der Verkäufer machte, wie bereits erwähnt, einen sehr netten und unaufdringlichen Eindruck. Er stellte uns noch ein paar Fragen bezgl. anstehender Kaufentscheidung, wollte jedoch kein Angebot los werden, weshalb wir auch erstmal um keins baten. Mittlerweile war der Verkaufsraum übrigens gerappelt voll, insgesamt über 15 Kunden, und das bei so einem kleinen Laden… wir waren ja 2002 schonmal bei einem anderen Toyota-Händler, da waren wir bei insgesamt zwei Besuchen jeweils alleine.
Hier noch eine kleine Anekdote am Rande: Ich bekam aus „dem Augenwinkel“ mit, wie sich ein anderer Verkäufer um einen Herrn mittleren Alters kümmerte, der die Frage des Verkäufers „Wie kann ich ihnen helfen?“ mit dem Satz „Also, ich fahre einen VW Golf, aber mit dem habe ich so viele Probleme dass ich….“ beantwortete. Ich konnte den Satz nicht bis zum Ende verstehen, aber ich kann lebhaft vorstellen, wie er endete.

Fazit

Insgesamt waren wir vom Verso positiv überrascht, denn obwohl es sich um einen Japaner handelt, kann er in den typischen VW-Disziplinen (Innenraum Optik und Haptik) bis auf Kleinigkeiten mithalten. Der Motor ist, wie erwartet, ein Sahnestück, wie erwähnt jedoch mit einem vollkommen anderen Charakter als ein VW-PD. Grobe Fehler oder Makel konnten wir, bis auf die Windgeräusche, nicht erkennen. Sicher gibt es Kleinigkeiten, die man als Touran-Fahrer vermissen wird (z.B. Öffnen und Schließen der Fenster per FFB, kein Xenon bestellbar), dafür wird man aber zu einem guten Preis mit vollwertiger Ausstattung verwöhnt.
Für mich persönlich gibt es momentan keinen Grund, den Touran ggü. dem Verso vorzuziehen. Bliebe als große Unbekannte nur noch die Zuverlässigkeit, die sich natürlich in einer Stunde nicht untersuchen lässt.

So, jetzt viel Spass beim "Zerpflücken" meines Berichts :-D



Gruss,
Holgi
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