Hallo, René, besten Dank für Deine Erfahrungen. Deine Mail ist für mich wertvoll, weil ich jetzt der Werkstatt gegenüber fundierter auftreten kann.

Als kleines Dankeschön schick ich Dir meine heutige Glosse aus dem "Gießener Anzeiger" - Herzliche Grüße von Franz

Gemoije

Närrischer Tod
Einmal zählen, wie oft ich auf meiner „Hausstrecke“ in den Rückspiegel blicke, eine solche Stichliste wäre reizvoll.. Vorausgesetzt, eine experimentierfreudige Seele erklärte sich bereit, mich vom Beifahrersitz aus auf der acht Kilometer langen Wegstrecke zwischen Start und Ziel zu beobachten. Fest steht, dass ich seit kurzem als umweltbewusster Fahrer eines Hybrid-Vehikels viel öfter einen „Blick zurück“ werfe. Kaum habe ich meinen Fahrstil grundlegend geändert – „Alles beginnt im Kopf“, na klar! – und auf dem kurzen Ring-Stück zwischen Giessener Nordkreuz und der Abfahrt nach Biebertal die rechte Spur als neues Zuhause entdeckt, blicken notorische Drängler und Stoßstangenfahrern aus kürzester Distanz durch die Scheibe meines Heckfensters. Gerade so, als wollten sie sich die Nase an ihrer eigenen Windschutzscheibe platt drücken. Zwei Monate lang hab ich mir „Bleib cool, Mann“ einhämmern müssen. Mittlerweile lass ich den Tempomat seelenruhig auf 90 oder 100 km/h stehen. Wer sein Geld unbedingt durchs Auspuffrohr verschleudern will, für den ist ja die Überholspur eingerichtet worden. – Doch gestern Nachmittag hätt’ ich um ein Haar fast das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgedrückt. Nur weg hier! Flucht! signalisierten alle meine Reflexe. Denn neben einem jungen Mann mit rotem Kopf und ziemlich wütend gefletschten Zähnen saß – Sie werden’s kaum glauben – der schwarzgekleidete Sensenmann höchst persönlich. Mit starrem Blick fixierte mich der Totenkopf aus dem Rückspiegel. Und rührte auch beim Vorbeizischen keinen Finger. Von einem amüsierten Lächeln über das geglückte Erschreck-Manöver ganz zu schweigen. Was sind das bloß für ernste Narren, schoss es mir durch den Kopf. Der Fasching ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Doch insgeheim hab ich mich diebisch gefreut, dass ich diesem plötzlichem Pantom-Tod, der sich lautlos „von hinten durch die Brust ins Auge“ angeschlichen hatte, konsequent Paroli geboten habe.
Franz Maywald