Zitat
Norbert Kapinus
Neben dem BMW bot die Fahrschule noch einen Kadett B an, und wenn es um die Verteilung der Fahrstunden ging, fragte der spaßige Boss oft: „Willste den Kadett oder das Auto?“

1970 hab ich noch in den Windeln gelegen, aber der Kadett B war das erste Auto meiner Eltern, an das ich mich selbst erinnern kann. Gefühlt war der Kadett eine niedliche Blechkiste – als dreitüriger Caravan mit einfachster Grundausstattung, viel nacktem Blech, meterlangem Schalthebel und schmalen 45 PS. Aber mein Vater hat ihn geliebt und er hat 11 Jahre und 180.000 km treu seine Dienste geleistet, bis er so hoffnungslos verrostet und verschlissen war, dass er durch einen neuen Kadett D ersetzt wurde. Ich hab ihm als Jugendlicher – zugegebenermaßen ziemlich verklärt – noch lange nachgetrauert.

Meine bisher einzige BMW-Erfahrung war lediglich als Mitfahrer 1986 in einem damals brandneuen 3er. Mir ist das besonders deshalb in Erinnerung geblieben, weil ich mit meinen 1,88 m in diesem Auto weder auf dem Beifahrersitz noch im Fond sitzen konnte, ohne den Kopf schiefzulegen – ich fühlte mich darin immer wie in einer Sardinendose und war jedesmal heilfroh, wenn ich wieder aussteigen konnte. Unsere schnöden Brot-und-Butter-Kadetten (B, D und E) waren da wesentlich geräumiger. So hab ich jedenfalls früh gelernt, dass "Komfort" nicht zwangsläufig mit Velourspolster, sportlichem Fahrwerk und PS-starkem Sechszylinder gleichzusetzen ist.