Auto bezahlt und nie bekommen
Internet-Geschäft: Rentner um 20 438 Euro betrogen. Als der Schwindel aufflog, konnte Hans Dieter Albrecht den Vertrag nicht mehr annullieren - die Firma IMS-Makler existierte nicht mehr . . .
Von Elisabeth Jessen
Buchholz/Flensburg -
Sieben Monate ist es her, daß Hans Dieter Albrecht ein neues Auto bestellt hat. Doch bis heute hat der 64 Jahre alte Rentner aus Buchholz in der Nordheide keinen VW Touran, obwohl er den vollen Kaufpreis bezahlt hat. Gegen das Unternehmen IMS-Makler mit Sitz in Flensburg, mit dem Albrecht den Vertrag abgeschlossen hat, ermittelt seit kurzem die Staatsanwaltschaft in Kiel. Albrecht ist nur einer von zahllosen Geschädigten. "Wir ermitteln wegen des Verdachts auf Betrug", erklärt Oberstaatsanwalt Uwe Wick.
Hans Dieter Albrecht, ehemaliger technischer Angestellter und fit am Computer, machte sich Anfang des Jahres im Internet über EU-Reimportautos schlau. Mit vier Firmen nahm er Kontakt auf. IMS-Makler reagierte prompt. "Ich habe dann am 8. März einen VW Touran mit drei Sonderausstattungen bestellt. Für 21 000 Euro." Lieferzeit: 10 bis 14 Wochen. Die 3500 Euro Ersparnis gegenüber dem Listenpreis hätten ihn überzeugt. Nach der Bestellung sollte Albrecht drei Prozent vom Kaufpreis anzahlen. "Das habe ich auch gemacht", so der Rentner.
"Eine Anzahlung zu verlangen ist zwar Rechtens", sagt Ansgar Klein vom Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK e.V), "wir raten aber davon ab, es sei denn, man bestellt einen Wagen mit Zebramuster." Der BVfK warne schon seit über einem Jahr vor IMS-Makler, so Klein.
Hans Dieter Albrecht sollte aber nicht nur eine Anzahlung leisten. "Die verlangten von mir entweder eine Bankgarantie oder eine Bankbürgschaft mit einer Laufzeit von je mindestens 15 Wochen oder die Überweisung der Restsumme auf ein Sonderkonto bei der Commerzbank in Flensburg." Der Passus, "Wir bestätigen, daß dieser Betrag nur zur Erfüllung Ihres Kaufvertrags dient", beruhigte ihn. Darüber hinaus prüfte seine Hausbank, ob dieses Konto das Geschäftskonto des Autohändlers ist. Danach überwies er 20 438 Euro per Homebanking. Er habe das Geld gerade flüssig gehabt. Warum hat er diese Variante gewählt? "Eine Bankgarantie oder eine Bankbürgschaft kosten Geld." Das habe er sparen wollen, sagt Albrecht heute selbstkritisch.
Vom Zeitpunkt der Überweisung an wurde er laufend vertröstet. "Irgendwann erreichte man niemanden mehr." Bis vor fünf Wochen doch noch eine Sachbearbeiterin ans Telefon ging: "Die sagte, ich könne den Kaufvertrag annulieren - wegen der überzogenen Lieferzeit", sagt Albrecht. Seinen Vertrag hat er inzwischen mehrfach annulliert - per Fax, per E-Mail und als Einschreiben. Doch von IMS keine Reaktion. Der Anwalt, den er inzwischen eingeschaltet hat, habe ihm wenig Hoffnung gemacht. "Gegen IMS gerichtlich vorzugehen kostet nur noch mehr Geld", fürchtet Albrecht. Die Angelegenheit habe ihm schlaflose Nächte bereitet.
Die Internet-Seite von IMS-Makler, nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Tochterunternehmen der Car-Trading-Network B.V. mit Sitz in den Niederlanden, ist immer noch zugänglich. "Allerdings ist die Firma nicht mehr existent. Zwei der Beschuldigten sind derzeit unbekannten Aufenthalts", so der Oberstaatsanwalt.
Quelle: Hamburger Abendblatt / erschienen am 1. November 2005
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