Immer noch 14.06.2008 (Samstag):

Erinnert sich noch wer von euch an Teil 4, 1. Akt und den Kassenbon vom litauischen Auffangparkplatz? Wenn nein, einfach nochmals den Anfang lesen und dann bei der folgenden Szene schmunzeln ;-)

Endlich an der russisch-litauischen Grenze in Sovetsk/Tilsit. Nur einige wenige PKW vor uns. Da kommt ein Mann auf uns zu. Will irgendwas. Merkt, dass wir ihn nicht richtig verstehen. Winkt zu einem kleinen Containerhäusle direkt vor dem Grenzzaun. Ich also Papiere zusammengerafft und ihm gefolgt. Im Häusle geht er zielsicher zu einem Block und schreibt darauf ‚5 Euro’. Macht mir in einer Mischung aus russisch, litauisch, englisch und deutsch klar, dass wir nur über die Grenze dürfen, wenn wir die 5 Euro Gebühr bezahlen.

Ha, in einer hellen Sekunde zücke ich den Rubel-Geldbeutel, schaue ihn mit einer Mischung aus Unverständnis, Verzweiflung und Weibchenblick an und sagen ‚Njet Euro, only Rubel’ Der hat mich verstanden, denn sein Kinn klappte nach unten und er vergewisserte sich durch einen tiefen Blick auf den aufgeklappten Geldbeutel, dass da wirklich keine Euro drin waren. Er hat dann 150 Rubel auf den Block geschrieben. Hab ihm 300 Rubel gegeben und ihm klargemacht, dass das Womo hinter uns Mama und Papa sind, beide kein Wort russisch usw. können und ich daher gleich für sie mitzahle. Sein Gesicht wurde noch etwas länger, er schnauft unwillig durch, nahm die 300 Rubel und fragte nochmals mit zweifelndem Blick ‚njet Euro?’Und ich mit aller Überzeugung ‚njet Euro’. Dann hab ich nach einer Quittung gefragt. Da antwortete er mir mit einem tiefen grollenden ‚NJET’. Na ja, Ärger wollte ich nun auch nicht und so hab ich ihn angelächelt und ‚okay’ gemurmelt und bin fix aus dem Containerhäusle raus und sofort zu den Schwiegereltern und erzählt, dass ich die Gebühr – für was auch immer – für sie bereits mitbezahlt habe. Mann hat mir nachgesehen und mich dabei beobachtet. Anschließend ist er zum Grenzzaun, hat sich da mit nem Beamten unterhalten und auf uns gezeigt. Mir wurde mulmig – war das nun gut oder schlecht?

Während der Wartezeit das Prozedere hinter dem Grenzzaun beobachten können. Da waren zwar mehrere Beamte, es wurde aber nur immer ein PKW durchs Tor gelassen und dann kam immer das gleiche: Fahrer hielt an einem kleinen Containerhäusle, stieg mit Dokumenten aus und überreichte sie dem Beamten im Häusle. Andere Beamte verteilten sich am Zaun oder Gelände. Nach einer gebührenden Wartezeit ging einer der Beamten zum Häusle, nahm dort die Papiere und ging zum PKW. Gab die Papiere dem Fahrer und dann wurde erst die Sichtprüfung gemacht. Das zog sich natürlich. Danach ein Wink und PKW durfte weiterfahren.

Schließlich waren wir dran – und siehe da – kein Unterschied. Nur eines war interessant: Der Beamte im Häusle schaute unserer Papiere genau an. Das dauerte nur kurze Zeit. Und danach sah er ebenso gespannt-gelangweilt wie wir Richtung Zaun und Beamte dort und wartete und wartete und wartete *g*

Schließlich die Sichtprüfung. Kurz knapp. Nicht freundlich und nicht unfreundlich. Nur beim Vorzeltgestänge in der Dachbox eine kurzfristige leicht nervöse Aufmerksamkeit. Haben dann mit Händen und Füßen gezeigt, wofür die Metallstangen sind. Beamter wars zufrieden und hat uns durchgewunken. Und dann kam der Hammer: Sagt der doch total gut verständlich ‚Tschüss’ hab gedacht ich hab mich verhört, aber Göga hat das auch gehört!

Zwei Mal um die Ecke und über eine Brücke und schon waren wir an der litauischen Grenze.

Und da hat mich dann echt der Schlag getroffen. Ein etwas älterer sehr distinguierter und absolut höflicher und freundlicher Beamte hat uns in perfektem Englisch angesprochen, kurz nach dem woher und wohin gefragt. Eine kurze Sichtprüfung folgte und danach wurden wir von ihm herzlich in Litauen begrüßt.
Er hat uns erlaubt gleich hinter dem Schlagbaum auf die Schwiegerelter zu warten. Dauerte einige Zeit, dann kamen auch sie.
Haben uns umarmt und gelacht und uns gefreut, dass wir ganz ohne Stempel usw. einfach so ausreisen konnten. Waren doch alle sehr angespannt gewesen.
Und was Göga und SchwiePa bis heute wohl nicht verstehen ist, dass SchwieMa und ich nach einem kurzen Blick zurück zur litauischen Grenze und dem Beamten dort in teenagerhaftes Kichern ausbrachen – na ja, der Beamte war wirklich ein Bild von einem Mann *ggg*

Auch dieses Mal keine Fotos wegen Feigheit meinerseits bzw. weil absolut verboten.

Fortsetzung folgt ...
Na ja, noch so 3 Fortsetzungen und dann dürfte es sich wohl haben :-)

nix gnaus weiß ma net